Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Manch einer stellt es ins Zentrum seines Werkes: das Ego. Beispielsweise der Maler Andreas Golder. 2004 bestimmen in der Galerie Engler & Piper noch Bilder einer verfallenen urbanen Goldgräberstimmung die Schau: menschliche Wracks in Nachtclubs oder an schmuddeligen, öffentlichen Orten. Golder schien sich von dem Partytreiben, an dem er zumindest als Beobachter aktiv teilnahm, an- wie abgestoßen zu fühlen. 2005. Golder beginnt die Zusammenarbeit mit Klara Wallner. Im Zentrum der ersten gemeinsamen Präsentation steht das Selbstporträt „Junges Genie“, bei dem die Mächte, die der junge Zauberer heraufbeschwört, ihn zu überwältigen drohen. Nun, zwei Jahre danach, scheint sich Golder verloren zu haben. Die Dynamik seiner Malerei ist ungebrochen. Die Farbe so feucht aufgetragen, dass die Motive und unförmigen Klumpen teils zerlaufen. Schmutzige Grautöne mit sattem Rosarot bestimmen die düstere Atmosphäre. Alles wie gehabt, nur prägnanter. Menschen sind allerdings kaum mehr auszumachen. Lediglich zwei Kinderporträts über einem elefantösen Etwas („meine Eltern“), ein Handwerker und ein Mensch auf Shoppingtour, an dem sich noch die Konstruktionsdetails ablesen lassen, sind als Gestalten zu erkennen. Alles andere: unförmige Klumpen. Herr Golder, sollen wir das wirklich interpretieren?
Dagegen zieht Clemens von Wedel offensichtlich einen Schlussstrich unter seine bisherige Arbeitsweise, indem er eine Reihe seiner comichaften Gemälde mit Szenen aus der Schererstraße einfach durchixt. Gleichzeitig präsentiert er eine Installation, die seine Aktivität in dem Scherer8-Projekt verdeutlicht und den Aufbau wie den Untergang eines der Kulturzentren in Wedding dokumentiert. Lustig, anstrengend, wütend und hilflos – lebendige Bilder von jemandem, der mittendrin war und ist.