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Kunst in MitteGalerie wird Postfuhramt zu teuer

Die C/O-Galerie hatte mit einem Verbleib im alten Postfuhramt geliebäugelt, nach einem horrenden Angebot des neuen Besitzers setzt sie nun alles auf den Monbijoupark.

Richtig mittig: Das alte Postfuhramt an der Oranienburger Straße. Bild: antjeverena, Lizenz: by-sa 2.0

Zwischenzeitlich sah es ganz so aus, als könnten die Ausstellungen von C/O Berlin weiter die alten Mauern des Postfuhramts beleben - in friedlicher Koexistenz mit den ambitionierten Plänen des neuen Besitzers. Doch nun liegen dessen Preisvorstellungen auf dem Tisch. Und die Galeristen liebäugeln wieder mit einem Umzug in das alte Ateliergebäude im Monbijoupark.

Als das Immobilienunternehmen Elad im vergangenen Jahr das Postfuhramt an der Oranienburger Straße kaufte, sollte C/O Berlin am besten gleich einer Neunutzung als gehobenes Hotel diweichen. In den 10 Jahren zuvor hatte die Galerie die verfallenden Wände für die Werkschau renommierter und aufstrebender Künstler genutzt und damit nicht zuletzt Besucher aus aller Welt angelockt. Erst mit Verhandlungshilfe aus dem Senat lenkten die neuen Besitzer ein und verlängerten den Vertrag mit C/O bis zum Ende dieses Jahres. "Wir sind daran interessiert, dass C/O Berlin langfristig an diesem Standort bleibt", hieß es vom Elad-Sprecher.

Von einem "marktfremden Angebot" und Preisen, die mindestens 300 Prozent überhöht seien, spricht hingegen C/O-Gründungsmitglied und Architekt Ingo Pott. Das Wort Scheinangebot nimmt Galerie-Sprecher Mirko Nowak nicht in den Mund. "Aber man muss sich doch ernsthaft fragen, wie groß dieses Intersse angesichts der völlig überhöhten Preise ist", so Nowak. 7,5 Millionen Euro will Elad für den Gebäudeteil inklusive der alten Sporthalle haben. Das seien 2.785 Euro pro Quadratmeter, rechnet Architekt Pott vor. Der durchschnittliche Preis für hochwertige denkmalgeschützte Rohlinge in bester Mittelage liege aber nur bei maximal 2.000 Euro. Auf C/O kämen außerdem noch Baukosten in Höhe von rund 5,9 Millionen Euro zu. Alternativ hat Elad den Kauf einer unbebauten Fläche hin zur Auguststraße angeboten. Dafür verlangt das Immobilienunternehmen rund 11 Millionen Euro. Das sei indiskutabel, so Pott, das Angebot sei um mindestens 500 Prozent überteuert.

Man werde zwar weiter mit Elad verhandeln, sagt Nowak. Aber die Bemühungen um ein neues Quartier konzentrierten sich nun wieder auf die Atelierhäuser im Monbijoupark. "Das ist unsere einzige Option". Bereits im Herbst hatte sich C/O für die Fünfziger-Jahre-Bauten interessiert. Doch gemäß Bebauungsplan sollen die auf einem alten Bunker gebauten Ateliers abgerissen und die Fläche begrünt werden. Ein Abweichen von diesem Plan erschien zumindest im vergangenen Jahr unmöglich.

Inzwischen stehen die Bemühungen von C/O unter einem anderen Stern: Die Ausstellung "based in Berlin" hat die Atelierhäuser gerade erst wieder ins Licht der kunstinteressierten Öffentlichkeit gerückt. Außerdem haben die einstige Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne) sowie die ehemaligen KultursenatorInnen Thomas Flierl (Linke) und Adrienne Goehler (parteilos) als ErstunterzeichnerInnen eine Online-Petition initiert, mit der sie die Erhaltung der Atelierhäuser fordern. Der Erhalt spare dem Steuerzahler rund 5 Millionen Euro für den Abriss, heißt es darin. Stattdessen könne das Haus "Heimat für von Verdrängung bedrohte Kulturinstitutionen werden" und die Galerie C/O Berlin für den Bezirk erhalten.

Auch Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) sprach sich gegen den Abriss aus, während die Grünen im Bezirk Mitte an dem Bebauungsplan festhalten. Die Linke will die Angelegenheit mit einem Dringlichkeitsantrag bei der heutigen Bezirksverordnetenversammlung zur Sprache bringen. Der zuständige Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) wollte sich vorab nicht äußern.

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3 Kommentare

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  • P
    P.U.Baer

    Liebe Taz,

    auch wenn das Thema wichtiger ist als die Ausführung. Gerade wollte ich Euch zumindest dafür loben, daß Ihr als einige der wenigen, korrekt grammatikalisch "dieses Jahres" geschrieben habt, da muss ich aus dem ersten Kommentar schließen, daß Ihr das nicht ganz von allein geschafft haben dürftet.

    Aber bei irgendeiner Korrektur blieb dann noch etwas übrig:

    "sollte C/O Berlin am besten gleich einer Neunutzung als gehobenes Hotel diweichen."

     

    Na, hoffentlich werden die Weichen für das C/O noch richtig gestellt. Möge der blöde Hotel-Investor mit dem C/O möglichst hart bankrott gehen!!

     

    Die O-Burger-Straße ist mit jedem weiteren Kulturverlust (Tacheles, C/O-Galerie) nämlich zusehends unattraktiver. Irgendwann wird sich dann der Touristenstrom verschlanken und die VK-Preise bzw. Mieten wieder sinken.

     

    Was wir in Berlin wohl kaum noch brauchen: Hotels, Einkaufscenter und Spielhallen.

  • EA
    Enzo Aduro

    Das geringste Problem Berlins ist ein zuwenig an Kunst.

     

    Wenn da Wohnungen geschafft werde, dann ist das doch Toll. Die dort gebundene Nachfrage schlägt dann nicht auf die anderen Innenstadtbezirke durch.

     

    Und es ist nun nicht wirklich nötig das wir mit spottbilligen Gallerieflächen in repräsentativen Innenstadtflächen mit Kampfkonditionen gegen Kunststandorte wie Paris oder New York in den Wettbewerb ziehen. Insbesondere wenn diese Spottpreise durch das Steuersäckel finanziert werden und wenn auch nur durch den Verzischt von Verkaufserlösen.

  • G
    Genervt-von-schlampigen-Artikeln

    Liebe taz,

    liest eigentlich irgendjemand die Beiträge, bevor sie hier eingestellt werden?

    Da ist von "Plänern" die Rede, "vom" Umzug wird geliebäugelt, "diesen" Jahres statt dieses Jahres kann man auch lesen.

    Die wichtigste Information muss sich der geneigte Leser aber zwischen den Zeilen erschließen: Offenbar will Elad nun nicht mehr an C/O vermieten sondern verkaufen. Habe ich das jetzt richtig verstanden?

    Und dafür soll ich zahlen?

     

    Danke, wir geloben Besserung, d. Red.