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Archiv-Artikel

anke verpasst? Kummer-Humor

Die taz verfolgt „Anke Late Night“ und lässt taz-Mitarbeiter entscheidende Fragen stellen. Heute fragt die Redakteurin für Geschlechter- und Gesellschaftspolitik: Ist sie ihr weibliches Publikum wert?

Harald Schmidt war der Typ für die Typen. Im Büro warteten sie morgens gleich mit einem Harald-Schmidt-Witz vom Vorabend auf und die Frauen gähnten leise – nein, stimmt nicht. Die Frauen fanden ihn auch toll, oh, echt. Und damit ist das Thema Frauen auch schon zu Ende. Frauen können über Männer UND Frauen lachen. Und Männer, das ist die News: können das auch! Wenn’s was zu lachen gibt. Jetzt haben leider gerade alle Phantomschmerzen. Deshalb können die Gagschreiber keinen Gag schreiben, sondern nur was über Krötenwanderung. Und Anke Engelke wird noch eine Weile brauchen, bis man nicht mehr besorgt sein muss, ob sie nicht doch vor Nervosität mal beim Studio-Jogging durch die Pappkulisse ausbricht und nie, nie wieder gesehen wird. Ansonsten bietet Anke endlich mal was für Kinder, die nicht schlafen können: einen Clown und echte Löwen, ist parodistisch unschlagbar wie immer und könnte so schöne Witze über die EM machen, wenn nicht die Gagschreiber, siehe oben. Wenn wir das hinter uns haben, kommt vielleicht auch raus, dass das umfragemäßige Überrumpeln von schwerhörigen oder schlecht deutsch verstehenden Passanten nur aus Kummer mit Humor verwechselt wurde. Und dann, juhu, wird „Anke Late Night“ ungefähr so mittellustig werden, wie Harald Schmidt auch meistens war. HEIDE OESTREICH