Kulturministerin Hadia Tajik: Eine Muslimin für Norwegen
Hadia Tajik ist Norwegens Kulturministerin und die erste Muslimin in einem skandinavischen Kabinett. Und das soll erst der Anfang sein.
![](https://taz.de/picture/192632/14/tajik_Arbeiderpartiet_240912.jpg)
Googelt man „Hadia Tajik“ in der norwegischen Version der Suchmaschine, schlägt die als erste Alternative den Zusatz „Single“ vor. Interessieren sich User also vorwiegend für ihre Familienverhältnisse? „Also unverheiratet bin ich tatsächlich“, lacht die 29-Jährige, die seit Freitag die jüngste Ministerin in der Geschichte Norwegens ist: „Aber mehr will ich zu meinem Privatleben nicht sagen.“
Ein weiterer von Google vorgeschlagener Zusatz lautet „Muslim“. Auch fast korrekt. Die neue Kultusministerin der rot-rot-grünen Regierung Stoltenberg ist die erste Muslimin in einem skandinavischen Kabinett. „Höchste Zeit“, kommentierte Norwegens Staatsoberhaupt König Harald die Ernennung.
Nicht alle NorwegerInnen scheinen das so zu sehen. „Muslimhure“ ist eine der Mail-Beschimpfungen, an die sich Tajik gewöhnen musste, seit sie als Parlamentsabgeordnete und Ratgeberin in verschiedenen Ministerien ins öffentliche Scheinwerferlicht gerückt war.
Norwegens Pakistanerin des Jahres
Darüber rege sie sich mittlerweile nicht mehr auf, „das ist zu viel Energieverschwendung“. Für ihre Familie sei solcher Hass aber nach wie vor nicht so leicht zu schlucken. Zumal nach dem 22. Juli 2011: An diesem Tag war sie auf Utøya, doch verließ sie die Insel, kurz bevor der Terrorist Breivik dort sein Blutbad anrichtete.
Die pakistanischen Eltern zogen ihre Tochter Tajik nahe dem westnorwegischen Stavanger auf. Dort studierte sie Journalistik, später in Oslo Jura und machte noch einen Master in „Human Rights“ an Londons Kingston University. 2008 erhielt sie den Titel „Norwegische Pakistanerin des Jahres“ und schaffte es bereits als 25-Jährige auf die Liste der „20 mächtigsten Frauen“ des Landes.
Ein Jahr später wurde sie ins Parlament gewählt. Schon mit 23 hatte sie einen Beraterjob im Büro von Ministerpräsident Stoltenberg. Seitdem habe er sie für ein Ministeramt im Auge gehabt, erklärte der jetzt.
Das Kultusministerium wird für die in den Medien als großes politisches Talent gehandelte Tajik wohl erst der Anfang sein. Gewinnen die Sozialdemokraten die Wahlen im kommenden Jahr, könnten gewichtigere Ressorts wie das Arbeits-, Integrations- oder Justizministerium auf sie warten.
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