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■ KulturenDialogSchillernde „Modernität“

Das aufgeklärte Europa entwickelte sich im Selbstverständnis, Avantgarde der Menschheit zu sein. Um aufzuschließen, hatte der Rest der Welt die hier geprägte Moderne aufzuholen. Dieses Selbstverständnis lenkte lange Zeit die Wahrnehmung anderer Gesellschaften und drückte sich im Begriffsgegensatz modern/rückständig aus.

Obwohl Sozialwissenschaftler längst erkannt haben, daß sich auch in Europa die Moderne im historischen Kontext als „Neuerfindung“ lokaler Traditionen entwickelte, neigen wir beim Blick auf andere Kulturen dazu, die Tradition nur als Hemmnis der Moderne zu sehen. Weil wir als Moderne nur unsere spezifische Entwicklung anerkennen, gestehen wir anderen Kulturen keinen eigenen Weg in ihre Moderne zu.

Islamische Fundamentalisten zum Beispiel greifen nicht nur einzelne Aspekte der Moderne begierig auf, etwa die Massenmedien. Sie können auch die soziale Ordnung und das Denken in ihren Gesellschaften für neue, moderne Einflüsse öffnen, während sie zugleich die Universalität westlicher Werte bestreiten. Vom Standpunkt des hier herrschenden Fortschrittdenkens und der Aufklärung mag dies als Widerspruch erscheinen. Der französische Sozialwissenschaftler Jean-François Bayart zeigt die Schwierigkeiten im KulturenDialog anhand einer Auseinandersetzung mit dem schillernden Begriff Modernität. Th. Hartmann/E. Kresta

Bisher sind drei Beiträge in dieser Intertaz-Serie erschienen: Gernot Rotter über die Orientalistik (4. Februar), Werner Schiffauer über Kulturdynamik und Selbstinszenierung (4. März) und Veit Erlmann über Musik und kulturelle Identität (27. Mai).

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