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■ Kultur zum SpartarifSo schlimm ist's nicht

Vielleicht sollte man für den Übergang ein Notruftelefon für die Berliner Kulturschaffenden einrichten. Denn Kultursenator Peter Radunski hat begonnen, ihre Lebenslüge der letzten eineinhalb Jahre zu dekonstruieren. Wie viele Stunden haben sie im Rat für die Künste gesessen, wie viele Konzepte entwickelt, Pressemeldungen verfaßt und Gespräche mit Politikern geführt! Alles mit dem Ziel, mehr Geld aus Bonn zu bekommen. Ihr Schulterschluß war zum Großteil einem bevorstehenden Verteilungskampf geschuldet: damit nachher nicht einer bevorzugt würde.

Jetzt aber hat Radunski klargemacht, daß sie sich das aus dem Kopf schlagen können. Mehr Geld is' nich', sondern schlimmer: etwas weniger für alle. Und was passierte? Im Angesicht dieser neuen Wahrheit schlugen die Kulturschaffenden vor, dann vielleicht doch lieber ein Haus zu schließen. Stilisierung der eigenen Schmerzgrenze, denn so schlimm sind sie ja gar nicht dran. Was manche von ihnen auch wissen. Als die Intendanten Langhoff und Wilms bei einer Soli-Diskussion für die Ernst-Busch-Schule kürzlich jammerten, sie könnten in der Verwaltung nicht sparen, die Strukturen seien so starr, entgegnete Matthias Lilienthal von der Volksbühne zu Recht ungehalten: „Es kommt darauf an, wie man mit Strukturen umgeht. Wir sind noch nie an Strukturen gescheitert. Wenn wir gescheitert sind, dann an der eigenen Ideenlosigkeit.“ Statt auf Radunskis einleuchtende Sparvorschläge jetzt also wieder ihr bekanntes Untergangsgeheule anzustimmen, sollten Langhoff, Wilms und Konsorten vielleicht einfach mal aus ihrer Beamtenhaut schlüpfen und sich über alles hinwegsetzen, was ihnen die Mittel für die künstlerische Arbeit beschränkt. Vielleicht bietet die Volksbühne ja Workshops an. Verwaltungsrechtliche Probleme zu lösen, wird Aufgabe des Senators sein. Genau dazu ist er ja da. Petra Kohse

Siehe Bericht Seite 30

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