Künstler mit Kamera im Schädel: Das macht Kopfschmerzen
Der Künstler Wafaa Bilal hat, was sonst niemand hat und auch kaum jemand will: eine kleine Kamera als eine Art drittes Auge im Hinterkopf.
Der Blick zurück, er ist unverzichtbar. Wer wagt ihn nicht gerne? Als kleiner Hoffnungsschimmer nach einer ersten verheißungsvollen Verabredung, als wehmütiges letztes Umblicken in eine leere Wohnung. Den Blick-zurück-de-luxe sozusagen verschafft sich der amerikanische Künstler Wafaa Bilal jetzt mit einem entscheidenden Detail. Er hat ein drittes Auge in Form einer Kamera.
Das Utensil, das die meisten Menschen lediglich temporär bei sich tragen, wird für Bilal künftig zum dritten Auge, zum permanenten Blick zurück. Der Künstler hat sich eine Vorrichtung in den Schädel seines Hinterkopfes einpflanzen lassen, in die er mit Hilfe eines Magnets eine runde Kamera setzt.
Sie ist etwa so groß wie eine Herrenarmbanduhr und wird ab Mittwoch ein Jahr lang jede Minute ein Bild aufnehmen. Natürlich nicht fürs Privatarchiv. Was das dritte Auge sieht, können Besucher in einem Museum in Katar und auf einer Homepage verfolgen.
365 Tage lang ein Auge zurück, zwei Augen nach vorne gerichtet. Er sei interessiert an den Dingen, die er zurücklassen werde, sagte Bilal in einem Interview mit CNN. Dort führte er die Kamera als Teil seines Körpers schon einmal vor, bevor er sein drittes Auge in Katar einer breiten Öffentlichkeit präsentieren wird.
In Zeiten, in denen jeder Smartphone-Besitzer sein liebstes Spielzeug zum pseudomäßigen dritten Auge umfunktioniert, alles und jeden ablichtet und bei Facebook postet, scheint die Kamera als Teil des Körpers ein logischer nächster Schritt.
Wenn Unbedeutendem künstlich Bedeutung zugeführt wird, kann auch das aufgezeichnete Schlafverhalten von Wafaa Bilal - das Auge schläft nie - zu Kunst avancieren. Und ein drittes Auge zum natürlich unnatürlichen Körperteil.
Leser*innenkommentare
reblek
Gast
"Der Künstler hat sich eine Vorrichtung in den Schädel seines Hinterkopfes einpflanzen lassen..." Hat der Herr mehrere Schädel?
Nico
Gast
Sagen wir's doch wie's ist: Das hat nix mehr mit Kunst zu tun.
Selbst als Kunstbegeisterter muss man das zugeben.
Das ist wirklich nur krank...
Außerdem wird er wohl kaum ein Protokoll alltäglicher Bilder erhalten (die ja vielleicht noch einen gewissen Reiz hätten), nein er wird vielmehr Bilder von Menschen mit erstaunten Gesichtern finden. Denn besonders unauffällig ist das Ding ja nicht.
A v L
Gast
Die Idee hatte schon Wim Wenders in seinem Film "Lisbon Story" von 1994: Dort wandert Friedrich Monroe (Patrick Bauchau) mit dem Camcorder auf dem Rücken durch die Straßen und produziert Unmengen zufälliges Filmmaterial - bis er von seinem Freund Phillip Winter (Rüdiger Vogler) überzeugt wird, dass so etwas niemanden interessiert...
Frank N
Gast
That´s sick! Ausserdem vollkommen uninteressant. Wen interessiert es schon, was hinter W. Bilal passiert?