Kriminalstatistik : Auch Wahrheiten können lügen
Mit Zahlen lässt sich bekanntlich fast alles beweisen – das zeigt die Kriminalitätsstatistik. Vor vier Jahren diente sie Ronald Schill dazu, Hamburg zur Hauptstadt des Verbrechens zu küren. Heute wird sie von Udo Nagel für die These bemüht, die Hansestadt sei so sicher wie zuletzt vor 21 Jahren. Doch beide Behauptungen geben die Daten so nicht her.
Kommentarvon MARCO CARINI
Die Statistik hat zwei Mängel. Der erste lautet: Straftat ist gleich Straftat. Werden zwei Shampooflaschen weniger geklaut, dafür aber ein Mord mehr begangen, so ist die Zahl der Straftaten laut Statistik rückläufig. Gelingt es der Polizei aber, durch bessere Ermittlungsarbeit mehr Straftaten vom Dunkel- ins Hellfeld zu ziehen, steigt die Zahl der kriminellen Taten laut Statistik an. So lässt sich mit Wahrheiten lügen.
Trotzdem macht das Zahlenwerk Tendenzen sichtbar: Raub und Diebstahl nehmen ab, Angriffe gegen Leib und Leben zu. Mit dem Rückgang der Eigentumsdelikte muss sich vor allem die heutige rot-grüne Opposition beschäftigen, der es jahrelang nicht gelungen war, diese einzudämmen. Die kontinuierliche Zunahme der Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit aber muss die Innenbehörde nachdenklich stimmen: Gelingt hier keine Trendwende, gibt es auch nicht mehr Sicherheit.