■ Kriegshetze: „Hand in Hand mit den Soldaten“
Die blonde Moderatorin mit den kurzgeschnittenen Haaren lächelt zufrieden in die Fernsehkamera, schließlich ist die Kampagne schon jetzt ein Riesenerfolg: „Auf, Türkei! Hand in Hand mit den Soldaten.“ Hunderte Male wiederholt sie im Studio des staatlichen türkischen Senders TRT diesen Spruch. Es ist der Titel der Spendenkampagne, die vom konservativen Journalistenverband Gazeteciler Cemiyeti initiert wurde: fürs Vaterland, für die Armee. 36 Stunden live, von Montag früh bis Dienstag abend. Per Telefon erklären Spender ihre Treue zum türkischen Staat, Studiogäste bringen ihre Schecks vorbei und liefern ihr Sprüchlein ab. „Wir sind eine Nation“, „wir sind eine Faust gegen die Verräter“.
Unverhohlen werden der Krieg in den kurdischen Regionen der Türkei und der Einmarsch in Irakisch-Kurdistan gepriesen. Auch die Werbeeinnahmen, die während der Mammutsendung eingenommen werden, wandern in die Kasse der Militärs. Aus Holland ruft ein türkischer Migrant im Studio an: Von der bösen PKK und den bösen Holländern, die ein kurdisches Parlament zugelassen haben, ist die Rede. „Laßt uns holländische Waren boykottieren“, fordert der Anrufer. Die Moderatorin steigt drauf ein: „Unser Motto müßte eigentlich heißen. Auf, Türkei! Auf, Holland! Auf, Deutschland! Hand in Hand mit den Soldaten. Zeigen wir es den Deutschen und den Holländern!“
TRT-Teams durchstreifen Stadt und Land, um auf der Straße Menschen zu interviewen. „Wie stehen Sie zur Kampagne „Auf, Türkei! Hand in Hand mit den Soldaten“? Die armen Interviewpartner haben keine andere Wahl: „Wir sind für unseren Staat, für unsere Armee und gegen die Separatisten.“ Ömer Erzeren, Istanbul
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