Krieg anderswo: Geteiltes Zypern
■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 36
Der Krieg um das Kosovo teilt die Zyprioten einmal mehr in Griechen und Türken. In der griechisch dominierten Republik Zypern protestieren die Parteien gegen die Nato, und 97 Prozent der Bevölkerung sind gegen die Luftangriffe gegen den alten Freund Jugoslawien. In der international nicht anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern“ gelobt man Solidarität mit den unterdrückten Muslimen und dem „Mutterland“ Türkei, das Nordzypern alimentiert und dort 30.000 Soldaten stationiert hat.
Im Sommer 1974 flohen Zehntausende über die Insel, wurde auch Zypern ethnisch „gesäubert“ und geteilt. Nach einem Putsch der griechischen Militärs gegen die souveräne Republik eroberten türkische Truppen Nordzypern – angeblich zur Rettung der „eigenen“ Minderheit. Blutige Konsequenz: 160.000 Zyperngriechen flohen in den Süden, 40.000 Zyperntürken in den Norden. Morde, Vergewaltigungen, Massengräber, Vermißte und zerbombte Häuser – das Horrorkabinett des Kosovo fand vor 25 Jahren auf der Insel statt. Nur interessierte es kaum jemanden. Heute empfiehlt der verteidigungspolitische Sprecher der CDU, Paul Breuer, ein „Modell ähnlich der Zypern-Lösung“ für das Kosovo.
Seit 1974 wurde um Zypern viel verhandelt, aber kaum etwas bewegt. UN-Truppen überwachen eine undurchdringliche Pufferzone. Inselgriechen dürfen den Norden nicht besuchen, Türken nicht den Süden. Der betrachtet den Norden als „illegales Regime“, der Norden erkennt den Alleinvertretungsanspruch des Südens nicht an. Immerhin: Es herrscht Waffenstillstand, Schüsse fallen selten. Doch echter Frieden ist weit entfernt. klh
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