Kreuzberg: Paddeln für alle
Der Streit um die Baumfällungen am Landwehrkanal gerät allmählich in Vergessenheit. Am Wochenende findet deshalb ein Aktionstag statt. Einen Tag später erfolgt dann die entscheidende Mediationssitzung.
Mediationsverfahren sind unspektakuläre Vorgänge. Ein medienwirksamer Schlagabtausch der Gegner findet nicht statt, niemand kann öffentlich seinem Ärger Luft machen und das eigentliche Anliegen fällt bei den Bürgern dem Vergessen anheim.
Doch die Zukunft des Landwehrkanals ist alles andere als geklärt. Noch immer tobt der Streit um die Wasserstraße, die im Sommer 2007 selbst bis ins Bundesverkehrsministerium Wellen schlug. Pünktlich zur zehnten Forumssitzung des Mediationsverfahren am Montag rückt die Bürgerinitiative "Bäume am Landwehrkanal" am Sonnabend den Zankapfel noch einmal in das Licht der Öffentlichkeit. Mit Paddelparade, Solarboot und Podiumsdiskussion.
Gut 25 Parteien ringen seit fast einem Jahr um den Landwehrkanal. Im Mai 2007 hatte das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) bekannt gegeben, 200 Bäume wegen maroder Uferbefestigung zu fällen. Die Öffentlichkeit schlug Alarm, konnte jedoch nicht verhindern, dass unter teils massivem Polizeiaufgebot im Juli vergangenen Jahres insgesamt 38 Bäume gefällt wurden. Auch die spektakulären Aktionen der Gegner wie das Festketten an Bäumen konnten den Kahlschlag nicht verhindern.
Dabei zog vor allem WSA-Leiter Hartmut Brockelmann den Ärger der Öffentlichkeit auf sich. Brockelmann hatte an einem Tag gleichzeitig mit Protestinitiativen diskutiert und Bäume fällen lassen. Die Folge: ein Imageschaden, verursacht durch das intransparente Verhalten des WSA.
Brockelmanns Vorgesetzter, Thomas Menzel, zog daraufhin die Notbremse und kündigte ein Mediationsverfahren an, in dem alle Beteiligten - Anwohner, Naturschützer, Denkmalpfleger, Schiffsreeder, Bezirksamt und WSA - eine gemeinsame und transparente Lösung finden sollten, wie das Ufer saniert werden kann. Dem Vorwurf der Intransparenz begegnete das WSA mit der Schaffung eines sogenannten gläsernen Büros.
Das Mediationsverfahren geht jedoch ab nächster Woche in die heiße Phase. Den Beteiligten schwebt nichts weniger als eine zukunftsfähige Sanierung der elf Kilometer langen Wasserstraße vor. Die Protestinitiativen denken gar ans Baden im Landwehrkanal, während es den Reedereien um die Schiffsfahrt geht. Kurz vor einer entscheidenden Sitzung am Montag soll es am Samstag für die Öffentlichkeit noch einmal rund gehen.
Mit der Parole "Landwehrkanal für alle" ist auch die politische Forderung der Bürgerinitiative auf den Punkt gebracht. Paddel-, Ruder- oder Gummiboot - alles, was schwimmt und emissionsfrei ist, kann samstags ab 14 Uhr am Urbanhafen vom Stapel laufen und in einer bunten Parade zur Musik von "The beez on the water" den Kanal entlang schippern.
Am Abend sichert eine Podiumsdiskussion mit Vertretern verschiedener Parteien den Fortgang des lebhaften Tages, bevor das "Kanal-Kabarett" vom Zirkus Amalgam und vier Bands unterschiedlicher Stilrichtungen das Politische mit dem Musikalischen verbinden. Ein bunter Tag am Wasser, dem am Montag hoffentlich keine Ernüchterung folgt.
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