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Kreaturen, die die Welt nicht braucht (8)Die nackten Schleimer

Biodiversität ist wichtig. Die Spanische Wegschnecke ist trotzdem eine bittere Plage.

In diesem Jahr Hassobjekt aller Hobbygärtner: die Spanische Wegschnecke. Bild: ap

taz-Serie: Kreaturen, die die Welt nicht braucht

Im September will Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) seine nationale Biodiversitätsstrategie vorstellen. Und im Mai 2008 streiten in Bonn 5.000 Politiker auf einer UN-Konferenz, wie Tiere und Pflanzen geschützt werden können. Denn in den nächsten 100 Jahren werden 30 bis 50 Prozent aller Arten ausgestorben sein. Trotzdem mal ehrlich: Ethisch und politisch mag das ja alles korrekt sein. Aber es gibt doch auch Arten, die gern verschwinden dürften. Mit der Serie "Kreaturen, die die Welt nicht braucht" macht die taz der Evolution ein paar Vorschläge.

BERLIN taz Wer die Spanische Wegschnecke einmal mit bloßen Fingern angefasst hat, vergisst sie so schnell nicht wieder. Die rotbraune Nacktschnecke, die bis zu 18 Zentimeter lang werden kann, sondert einen extrem klebrigen Schleim ab, der sich nur mit viel Mühe entfernen lässt.

Das Weichtier fällt am liebsten über zartes, junges Gemüse und Blättchen her; über Nacht kann sie mit ihren Artgenossen ganze Beete kahlfressen. In diesem Jahr ist die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) zu einer besonderen Plage geworden. Grund ist der milde Winter, in dem nur wenige Tiere erfroren sind, und der verregnete, warme Sommer - Schnecken brauchen Feuchtigkeit. In England sollen bis zu tausend Exemplare pro Quadratmeter gefunden worden sein, auch in Dänemark klagen Kleingärtner über die Invasion der Schnecken.

Das Problem: Die Spanische Wegschnecke ist in den 1960er-Jahren durch Gemüsetransporte nach Deutschland gekommen und hat als eingeschleppte Art kaum natürliche Feinde. Da müssen die Gärtner selber ran: Zäune, Gitter, Kalk, Gift - alles wird versucht, um die Tiere aus den Beeten zu halten. Karla Paliege vom Berliner Naturschutzbund warnt vor Panikmache: "Das chemische Gift im Schneckenkorn richtet viel mehr Schaden an als Nutzen." Denn es töte auch andere Gartenbewohner.

Die aufwändigste, aber sicherste Bekämpfungsmethode ist laut einem Faltblatt des baden-württembergischen Landesamtes für Pflanzenschutz das Absammeln. Am besten soll man die Schnecken in den Abend- und frühen Morgenstunden oder an Regentagen auflesen.

Was aber tut man mit den gesammelten Schleimern? Die Pflanzenschützer empfehlen: "Viele Gärtner bringen die gesammelten Tiere in ein naturnahes Gelände wie Wald, Wiese, Fluss- oder Bachböschung oder teilen sie mit dem Messer oder Schere durch und werfen sie auf den Kompost."

So können Gemüseliebhaber und Schneckenhasser ihre sadistischen Triebe im Garten ausleben. Für eine kulinarische Verwendung eignen sich die muskulösen, eiweißreichen Tiere aber nicht. Während andere Schnecken als Köstlichkeit gelten, ist die Spanische Wegschnecke nicht einmal zu Tisch zu gebrauchen: Schneckenkenner beschreiben sie als sehr bitter.

RICHARD ROTHER

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3 Kommentare

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  • J
    jüvo

    Endlich kann ich offen darüber sprechen: Ich habe als Junge diese Schnecken im Garten meiner Eltern gesammelt und mit dem Messer kleingeschnitten. Und ich habe Menschen dabei beobachtet, wie sie ihnen Salz auf den Leib streuen. Das zeiht ihnen den Schleim ab und sie verrecken elend. Ich nenne keine Namen, dass muss jeder mit sich abmachen. Später kam dann die Methode auf, einen kleinen Becher mit Bier in die Erde einzulassen. Die Tierchen riechen das Gebräu, kriechen heran, fallen ins Bier und ersaufen. Vielleicht ein schönerer Tod.

    Heute lebe ich auf einem anderen Kontinent. Hier habe ich noch keine von denen getroffen. Das macht das Leben leichter. Und jetzt habe ich auch einige Leichen weniger im Keller. Möge es auch denen helfen, die das Messer der Chemie vorgezogen haben.

  • CM
    Christian Münster

    Nun, die Biesterchen sind nun mal da,

    wenn ich eine auf dem Weg sehe, befördere ich sie mit dem Schlüssel ins nächste Gebüsch.

    Sicher haben sie einen Sinn, der sich uns nicht erschliesst, vielleicht leben Igel davon oder so.

    auf alle Fälle sollte man nicht zu roh mit ihnen umgehen.

  • DB
    Der Boiteltoifel

    Tötungsarten für Spanische Wegschnecken (je nach Wut und Laune):

    Mit der Gartenschere zerschneiden. Oder mit dem Spaten zerteilen. Oder im Eimer sammeln und mit kochendheißem Wasser übergießen. Ganz eklig (nur wenn man sehr, sehr sauer auf die Biester ist): Drauftreten! (Aber nur von hinten auf den Hals kurz hinter dem Kopf treten, sonst spritzt es an die Klamotten... irrggghh) Was gar nichts nützt: In den Gartenteich werfen. Diese Schnecken können recht gut schwimmen! Noch nicht getestet: Laufenten. Ob die auch Spanische Wegschnecken essen, weiß ich nicht.