Kreativwirtschaft: Die Popkomm geht und schafft Freiraum
Unter dem Namen "All2gethernow" startet im September eine Alternative zur Popkomm.
Auf der Homepage des Bundesverbands der Musikindustrie (BVMI) läuft der Counter wie ein verrückt gewordener Stromzähler, der von einer illegalen Hanfplantage angezapft wurde. Hier wird nicht die derzeitige Besucherzahl, sondern der aktuelle Stand der angeblich illegalen Downloads weltweit seit dem 1. 1.2009 dargestellt.
Diese Zahlen sind es, die die Musikwirtschaft nach Aussage von BVMI-Vorsitzenden Dieter Gorny und dem Präsidenten des Verbandes unabhängiger Musikunternehmen, Mark Chung (VUT), im Juni dazu bewegten, die Popkomm abzusagen.
Und genau diese Absage brachte Berliner Kreative dazu, eine Alternative zur Popkomm aufzuziehen: die All2gethernow (A2N). Anfang Juli wurde der gleichnamige Trägerverein gegründet. Als Initiatoren sind unter anderem die Berliner Beratungsagentur "newthinking communications", der Geschäftsführer von "Motor Entertainment" und ehemalige Vorstandsvorsitzende der Universal Music Group Deutschland, Tim Renner, sowie das Berliner Kunst- und Kulturzentrum "Radialsystem V" beteiligt. Der geplante Termin der Popkomm, der 16.-18. September, wurde in Piratenmanier gekapert. Damit haben die Macher zwei Monate, um die A2N als zeitgemäße Plattform für den Austausch von Kreativen, Musikschaffenden und Nutzern auf die Beine zu stellen. Am Mittwochabend fand das zweite Townhallmeeting im Radialsystem statt. Hier konnte sich jeder Interessierte aktiv in den Gestaltungsprozess einbringen. Langsam nimmt die A2N Gestalt an. Mit dem alten Münzwerk an der Spree steht jetzt die zweite Location neben dem Radialsystem.
Andreas Gebhard von "new thinkings" beschreibt die Situation so: "Die Beziehung zwischen Künstler und Fan definiert sich derzeit neu." Immer mehr Musiker verlegten sich auf die Selbstvermarktung, statt die Verbindung mit einem Major einzugehen. In diesem Sinne ruft die A2N dazu auf, sich gemeinsam über alternative Geschäftsmodelle Gedanken zu machen. Was der BVMI als Gefahr betrachtet, wird als Chance wahrgenommen: das Internet. "Alle Leute, die Hardcorefilesharing betreiben, sind grundsätzlich auch bereit, Geld für den Download zu geben. Aber nur mit der Gewissheit, dass das auch beim Künstler ankommt und nicht vom Label verschluckt wird." Tobias Singer
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