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■ Krause als Minister ist verzichtbar, der Ostlobbyist nichtDer Ossi-Bonus

Jürgen Möllemann wird grün und blau vor Neid, die ganze Republik staunt. Was war die Familienfürsorge des Vetternwirtschaftsministers gegen die Raubzüge von Günther Krause? Haushaltshilfe vom Arbeitsamt geleast, Grundstück teuer verkauft und für Sohn und Ehefrau eine kostenlose Mitfluggelegenheit in der Luftwaffenmaschine verschafft. Macht nix, der Verkehrsminister bleibt im Amt. Um das zu erklären, müssen wir einen bislang weithin unbeachteten Faktor in der gesamtdeutschen Politik ansprechen: den Ossi-Bonus. Heute, wo die meisten der begabteren ostdeutschen Politiker der öffentlichen Entstasifizierung zum Opfer gefallen sind, ist er praktisch allgegenwärtig. Unter der SED-Diktatur konnten sich politische Talente nun mal kaum entfalten. Wer es trotzdem schaffte und alle Stürme überstanden hat, ist heute unverzichtbar.

Bislang war Manfred Stolpe das beste Beispiel. Stolpe ist für die Ostdeutschen wichtiger und wirksamer, er ist kein plumper Privategoist wie Krause, doch schon er profitierte eher von den Vorwürfen der westdeutschen Medien, als daß diese ihm geschadet hätten: Mit jedem neuen Anwurf sammelten sich die Brandenburger noch enger um ihren silberhaarigen Ministerpräsidenten. Krause ist kein Stolpe, doch zweifellos ist er ein Talent. Der Verkehrsminister ist nicht nur dreist, wenn es um seine persönliche Wohlstandsmehrung geht, er ist auch tapfer, wenn er seine politischen Ziele verfolgt. Welcher Westpolitiker hätte sich getraut, öffentlich für eine 400 Mark teure Autobahnvignette zu kämpfen? Wer hätte es gewagt, die Bahn zu privatisieren und die Autobahnen gleich dazu? Und wer außer Krause vertritt bei der CDU in Bonn mit angemessener Lautstärke die ostdeutschen Interessen?

Ein besserer Verkehrsminister ließe sich finden, aber als Sprecher der Ostdeutschen bleibt Krause den Christdemokraten unverzichtbar. Angela Merkel ist für den Job zu scheu, der Sachse Heinz Eggert hat sich mit Kanzlerkritik am Hofe zu Bonn unmöglich gemacht. Krause hat nur einen — wenngleich entscheidenden — Makel. Er gibt den Motzkis das schlechte Beispiel eines raffgierigen Ostlers, der rasch alles einheimsen will, was die Westdeutschen in 40 Jahren gehortet haben. Krause profitiert vom Ossi-Bonus, aber er fördert den Ossi-Malus. Daß er selbst sein erstes und einziges Opfer wird, wäre zu wünschen, aber kaum zu erwarten. Jürgen Möllemann, immerhin, könnte wieder ruhiger schlafen. Hans-Martin Tillack

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