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Korallensterben in AustralienSemi-Great Barrier Reef

Das Great Barrier Reef hat seit 1985 die Hälfte seiner Korallen verloren. Die australische Regierung räumt schwere Versäumnisse beim Schutz des Naturwunders ein.

So soll es eigentlich aussehen: Das Great Barrier Reef vor Australien. Bild: reuters

SYDNEY afp | Das australische Great Barrier Reef hat in den vergangenen 27 Jahren laut einer Studie mehr als die Hälfte seiner Korallen verloren. Schuld seien vor allem schwere Stürme und die sogenannten Dornenkronen-Seesterne, heißt es in einer am Dienstag in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichten australischen Studie. Demnach machten schwere Stürme, insgesamt 34 seit 1985, 48 Prozent des Verlustes der Korallendecke an dem bei Tauchern beliebten Riff im Pazifik aus.

Für 42 Prozent des Verlustes waren die phasenweise auftretenden Dornenkronen-Seesterne verantwortlich, die sich von den Korallen ernähren, heißt es in der von Forschern des Australischen Instituts für Meereskunde (AIMS) und der Universität von Wollongong erstellten Studie. Zudem habe die durch die Erwärmung des Meeres verursachte sogenannte Korallenbleiche 1998 und 2002 jeweils zu einem großen Korallensterben geführt.

Im Rahmen der Studie wurden in den vergangenen 27 Jahren insgesamt 2258 Erhebungen erstellt, das ist dem Autoren Hugh Sweatman zufolge die größte jemals vorgenommene Beobachtung eines Riffs. Zwar sei es möglich, dass sich das Great Barrier Reef in zehn bis 20 Jahren von den Schäden erhole, allerdings sei der Abstand zwischen den einzelnen Zerstörungen so kurz geworden, dass eine vollständige Erholung derzeit nicht möglich sei.

Der größte lebende Organismus der Welt

Die Stürme und die Erwärmung der Ozeane seien schwer zu stoppen, sagte AIMS-Chef John Gunn. Gegen die in Zyklen auftretenden Dornenkronen-Seesterne könne aber einiges getan werden. So helfe es, weniger Abwässer in das Meer zu leiten, da aufgrund der Düngemittel die Algen zunähmen, von denen sich wiederum die Larven der giftigen Dornenkronen-Seesterne ernährten. Würden diese Seesterne vernichtet, könnte die Korallendecke pro Jahr wieder um 0,89 Prozent zunehmen.

Der Fressfeind in Aktion: Dornenkronen-Seesterne am Great Barrier Reef. Bild: reuters

Die weltberühmten Korallen am Great Barrier Reef erstrecken sich vor der Küste des Bundesstaats Queensland im Nordosten Australiens über 345.000 Quadratkilometer. Das Riff gilt als der größte lebende Organismus der Welt. Es besteht aus 400 unterschiedlichen Korallenarten und beherbergt 1500 Fischarten sowie 4000 Arten von Weichtieren. Zudem leben dort viele gefährdete Tiere wie der Dugong (Seeschwein) oder die Große Grüne Meeresschildkröte.

Das sensible Ökosystem, seit den achtziger Jahren Weltnaturerbe, wird auch durch den Kohle- und Gasboom an der Küste des australischen Bundesstaats Queensland bedroht. Daher hatte die UN-Kulturorganisation UNESCO die australische Regierung im Juni gewarnt, das Great Barrier Reef auf die Liste des bedrohten Welterbes zu setzen.

Regierung räumt Versäumnisse ein

Nach der Veröffentlichung der Studie hat die australische Regierung eingeräumt, dass das Riff jahrzehntelang vernachlässigt wurde. „Ich vermute, die Studie hat Schockwellen durch viele Haushalte geschickt“, sagte Umweltminister Tony Burke am Dienstagabend im Fernsehsender ABC. Das Ergebnis der Studie, wonach das Riff in den vergangenen 27 Jahren mehr als die Hälfte seiner Korallen verloren hat, habe die Vermutungen übertroffen. Seitens der Regierungen habe es über Jahrzehnte ein hohes Maß an Vernachlässigung gegeben, sagte Burke.

Burke sprach sich für ein konsequentes Vorgehen gegen die Dornenkronen-Seesterne aus, die sich von Korallen ernähren und die von den Forschern nach den Tropenstürmen als zweitwichtigste Ursache für den Verlust der Korallen ausgemacht wurden. Die gezielte Tötung der Seesterne durch Taucher, die ihnen einzeln Natriumhydrogensulfat spritzten, sei „mühsam“, aber „die wirksamste Methode, die wir je hatten“.

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4 Kommentare

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  • K
    Karl

    @ Harald,

     

    wenns nur nach der Farbe geht, könnte auch die Bundeswehr als "Umweltpartei" anfangen.

     

    Wenn man sich die Fakten des grünen Versagens in essentiellen Umweltproblemen ansieht:

     

    - Feinstaub

    - Zweckmäßige Analytikforderungen für die TVO

    - Stillhalten bei der Verseuchung der Meeresumwelt

    - bei sinnloser Freisetzung von Nanopartikeln

     

    "Umweltpartei" ist das schon lange nicht mehr; sogar beim Atommüll haben grüne und spezialdemokratische Minister einfach mitgespielt!

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • H
    Harald

    Bei uns in der Stadt sind explizit die Grünen für die Abholzung eines Waldes für einen Grossindustriellen eingetreten.

    Die Gutmenschen interessieren sich nur um eine intakte Umwelt in fernen Ländern.

  • K
    Karl

    Geologisch gesehen also nichts Neues,

    Sturmerosion und Parasitenbefall.

    Um festzustellen ob diese großflächige Abtragung "ortsüblich" ist müsste noch ein Blick auf die das Riff umgebenden Sedimente geworfen werden, dann ist auch klar messbar ob, und wie oft (und ggf. gehäuft!) so ein Ereignis eintritt.

     

    An sich, und das kann man an jedem Paläoriff schon sehen, ist das ein normaler Vorgang in der Riffentwicklung.

     

    Über den Stickstoffeintrag müssen sich die Anlieger aber selbst Gedanken machen!

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • D
    DasgrosseSterbenbeginnt

    http://www.wetter24.de/reisewetter/satellitenbilder/weltweit.html?region=r10

     

    Das Sterben kam am 2.10 um 3 Uhr.

     

    oder jeden Tag zwischen 15 und 21 Uhr.

    http://www.wetter24.de/reisewetter/satellitenbilder/weltweit.html?region=r08

     

    und glaubt doch an das Kohlenstoffdioxid, wenn ihr wollt.