: Kopftuchfragen
Tunesien & Deutschland
Der damalige tunesische Staatspräsident Bourguiba setzte sich Ende der 50er-Jahre persönlich mit verschiedenen öffentlichkeitswirksamen Aktionen dafür ein, dass tunesische Frauen den Schleier ablegten. Nach In-Kraft-Treten des – in der arabischen Welt bis heute einmaligen – Personenstandrechts in Tunesien sagte er 1957 in einer Rede: „Wir bedauern die Halsstarrigkeit von Eltern, die ihre Töchter zwingen, sich zu verschleiern, um zur Schule zu gehen. Wir beobachten sogar Staatsbeamte, die ausstaffiert mit diesem grausigen Stofffetzen zur Arbeit gehen. […] Wir garantieren der Tugend und Ehre der Frau einen völlig anderen Schutz als den eines Lappens.“
Heute sieht man Schleier in Tunesien wieder verstärkt im öffentlichen Raum. Was in Deutschland als neue, notwendige Diskussion im Umgang mit der islamischen Kultur ansteht, scheint auch in der säkularisierten maghrebinischen Gesellschaft noch längst nicht ausdiskutiert zu sein.