Konzert-tipp : „Miracle of 86“
Er würde gerne mal einen Maler treffen, der nicht prätentiös ist. Gerne mal wieder innovativen Rock and Roll hören. „Ich will etwas, überrascht mich!“, hat Kevin Devine einmal von der Bühne gerufen. Klingt ein wenig prätentiös. Andererseits macht der schlacksige, stets etwas zerstreut wirkende Singer/Songwriter aus New York daraus eine sympathische Geste.
Kevin Devine gehört zu einer sensiblen Ausprägung des Typus „Frontmann“, ist einer von denen, die Genres wie Emo und College Rock hervorgebracht haben. Und für die der Begriff „Frontmann“ eigentlich zu hart ist. In guten Fällen – und seine Band Miracle of 86, die am Sonntag im Bremer Römer auftritt, gehört dazu – wirkt sich so ein Gestus auch positiv auf die Songauswahl, die Arrangements und das Austarieren stilistischer Anleihen aus.
Miracle of 86 reimen passend „cleverest“ auf „Everest“ – hoch hinaus! Aber mit Köpfchen... Da wird einem Liebeslied schon mal ein tackendes Piano zugesellt oder ein beinahe schüchterner „bam-bam-bam-bam“-Hintergrundchor. Auch wenn Miracle of 86 regelmäßig den Lautstärkeregler aufdrehen und den Beat nach vorn treiben, hangelt sich stets eine elegante Melodielinie durchs rhythmische Gewusel. Das klingt dann schlau ohne Besserwisserei, musikbewusst ohne Poserei vorm häuslichen Plattenschrank. Selbst gelegentliche Folk-/Countryeinflüsse scheinen sich aus der Musik selbst zu ergeben. Tim Schomacker
29.8., 20 Uhr, Römer