: Konzernherr im Kammerpalast
betr.: „Mehr Verträge in OWL“, taz vom 6.10.04
Addiert der unbedarfte Leser die „Erfolgsmeldungen“ der Industrie- und Handelskammern entsteht der Eindruck eines erheblichen Lehrlingsmangels. Und der ist von den legitimationslosen Kammerfürsten gewollt. Denn die realen Zahlen, aus der Bundesagentur für Arbeit zum Beispiel, sprechen eine andere Sprache. Dabei ist es gleichgültig ob nun 28.000 oder 32.000 Lehrstellen fehlen – sie fehlen. Änderungen sind nur zu erwarten, wenn endlich die Gängelung und Entmündigung von Unternehmerinnen und Unternehmern in Deutschland beendet wird und Politik nicht als „Artenschutz für Kammerbürokraten“ betrieben wird. Eine der unsinnigsten Milliardenlasten ist der undemokratische Kammerzwang für kleinere und mittlere Unternehmen. Aber: ohne die kleinen und mittleren Unternehmen gibt es eben keine Lehrstellen. [...] Konzerne und Großunternehmen hingegen bauen Lehrstellen ebenso ab wie sie Arbeitsplätze ins Ausland verlagern. Und genau diese Klientel vertreten die Zwangskammern; die Konzernherren sitzen in den Kammerpräsidien der Kammerpaläste und nutzen diese „Ehren“ämter zur Pflege der eigenen Geschäfte. Wissen Sie nun, warum der Kammerzwang schnellstens abgeschafft werden muss? AXEL PESTEL, Kierspe