Konsequenzen aus PISA : „Ist uns wumpe“
Lea Voigt (19) und Moritz Wilke (16) vom Vorstand des Gesamtschülerrats fordern eine Strukturreform der Bremer Schulen.
taz: Was bedeuten die Pisa-Ergebnisse für die Schüler in Bremen?
Lea Voigt: Wir sehen, dass sich kaum etwas verändert hat. Es gibt zwar viele Ansätze des Bildungssenators, die in eine richtige Richtung deuten, im ganzen ist die Reform nach Pisa aber falsch.
Moritz Wilke: Schule wird repressiver. Alle starren auf Pisa, dabei sagt das nichts über funktionierendes Lernen.
Warum?
Lea Voigt: In Finnland können die Jugendlichen gute Ergebnisse vorweisen, aber dort gibt es keine autonome Schülervertretung, die wir wollen. Man muss nicht alles aus den Ländern übernehmen, die gut abschneiden. Japan hat gute Ergebnisse, aber dort gibt es auch eine hohe Schülerselbstmordrate, wegen des hohen Drucks. Wir wollen keine japanischen Verhältnisse in Bremen.
Was muss sich ändern?
Moritz Wilke: Mehr Gesamtschulen und Schüler länger gemeinsam unterrichten, mindestens bis zur 10. Klasse. Selektion ist falsch. Eine Konzentration nur nach Pisa-Wissen ist schlecht, weil die Schüler abfragbares Wissen statt selbstständige soziale Kompetenzen lernen.
Lea Voigt: Dazu kommt, dass die Schulen konkurrieren und soziale Unterschiede nicht ausgeglichen werden. Was nützt es jemandem, wenn seine Hauptschule in Tenever ein paar neue Stühle oder einen halben Sozialpädagogen bekommt, er aber am Ende doch nur mit einem Hauptschulabschluss da steht? Was in die Bildung in Bremen investiert wird, sind peanuts.
Verändert sich bei den Schülern etwas durch die Pisa-Ergebnisse?
Moritz Wilke: Viele machen sich selbst Druck, weil der Zwang zum guten Schulabschluss immer größer wird. Dabei bleibt wenig Raum, um in Projekten und in der Freizeit, den Blick für das große und ganze zu verbessern.
Lea Voigt: Letztlich sagen die Pisa-Daten nicht besonders viel aus. Bremer Schüler sind ja nicht blöder als die in Bayern. Hier muss sich an den Strukturen etwas ändern, dann sind uns die Pisa-Ergebnisse relativ wumpe. Interview: Ky