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KommentareItalienische Macho-Possen

■ Vergewaltigung als Jungenstreich

Die Zunahme der Gewalt gegen Frauen, vor allem aber gegen Mädchen oft noch im Grundschulalter, zeigt eine Art italienischen „Sonderweg“, der im Gegensatz steht zu den Entwicklungen in anderen Ländern. Dort hat ein erstarkender Feminismus die Frage von Vergewaltigungen so stark ins Bewußtsein gebracht, daß tatsächlich eine Art Schutz für die Frauen entstanden ist. In Italien ist von dem kaum etwas zu spüren.

Der Anstieg dieser Gewalt hat mehrere Ursachen. Auf der einen Seite macht hier das politische System geradezu vor, daß Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von Interessen gesellschaftsfähig ist. Gleichzeitig hat sich in den letzten Jahren ein weitgehender Verfall der traditionellen Männerrolle ergeben: Frauen sind immer mehr zu Familienernährerinnen geworden, weil ihre Männer die Arbeitsplätze verloren haben. Die ökonomische Dominanz ist dahin, und so bestätigt man sich die Herrschaft ab und zu anderweitig, durch vermehrte Prügel oder Erniedrigung der Frauen. Nicht wenige Einlassungen vor Gericht zeugen davon.

Doch allein das erklärt die immer stärkere Anwendung sexueller Gewalt unter Jugendlichen nicht ausreichend. In Civitavecchia hat sich eine Bande von Jungen zwischen 14 und 17 Jahren vier Mädchen von 11 und 12 Jahren monatelang „vorgenommen“ und vergewaltigt; in Rom, Mailand, Turin, Verona und Venedig sind mehr als tausend Fälle anhängig, in denen Burschen unter 25 Jahren, meist in Gruppen, Mädchen vergewaltigt oder auch ohne Vergewaltigung mißhandelt haben.

Aus dem, was die Jungen nach derlei Taten aussagen, ergibt sich überwiegend: Wenn diese Burschen vergewaltigen, so ist das vor allem eine Botschaft der „heranwachsenden“ Männer untereinander, ein Vorweisen von „Potenz“, die gesellschaftliche Durchsetzungskraft signalisieren soll. Auffallend ist dabei die Orientierungslosigkeit, die diese Jungen zeigen: Sie haben keine politischen Ideen, wissen nicht, was sie werden wollen, und sie entwickeln auch keinerlei Gefühl für Schmerz, auch nicht am eigenen Körper. Eines aber wissen sie genau: Wenn es hart auf hart kommt, steht die Öffentlichkeit zu ihnen. In Civitavecchia, wo es nach den Dauervergewaltigungen zu einer Gemeindeversammlung kam, wurden nicht die Jungen gerüffelt, sondern die Mädchen ausgepfiffen. Marianna Zoina

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