Kommentar: Gefährliches Hire and Fire
An der Spitze der Opernstiftung gibt es schon wieder einen Wechsel: Der Kölner Opernintendant Peter F. Raddatz soll Stefan Rosinski ablösen, der erst seit zwei Jahren im Amt ist.
Ist es nicht sinnvoll sich zu trennen, wenn zwei nicht miteinander können? Es ist. Klaus Wowereit, der Kultursenator, und Stefan Rosinski, der Direktor der Opernstiftung, hatten sich schon länger nichts mehr zu sagen. Jeder hielt dem anderen Konzeptionslosigkeit vor. Die Ansichten, wie man die Berliner Opernlandschaft gestaltet, gingen weit auseinander. Schließlich machte jeder nur noch sein Ding. Um das traurige Spiel zu beenden, haben der Stiftungsrat und Wowereit jetzt die Reißleine gezogen. Nach zwei Jahren ist für Rosisnki als Chef der drei großen Opernhäuser Schluss; Peter F. Raddatz aus Köln soll es ab dem kommenden Herbst als neuer Generaldirektor richten. Alles wieder im Lot? Wohl kaum.
Klaus Wowereit hat aus der Beziehungskrise mit Rosinski eine Operkrise für die Stadt herauf beschworen, die gefährlich für die wirtschaftliche und künstlerische Zukunft der Häuser werden dürfte. Nicht nur ist problematisch, dass der Kulturchef nach Michael Schindhelm im Jahr 2006 jetzt schon den zweiten Opernmann verschleißt, weil er ihn nicht leiden kann. Er riskiert mit Rosinskis Rauswurf zugleich die Existenz der "Bühnenservice GmbH" - ein Herzstück der einstigen Opernreform.
Auch andere Entscheidungen Wowereits könnten für die Häuser zum Fiasko werden. Statt sich über die Personalquerelen hinaus abzusichern, sind nur mehr Baustellen aufgerissen. Den "gefühlten" Staatsoper-Intendanten Jürgen Flimm hat Wowereit nicht auf der sicheren Seite. Salzburg beharrt auf dessen Vertrag bis 2011. Auch Raddatz ist über 2010 hinaus an Köln gebunden. Was tun, wenn sich Georg Quander, einst Staatsoperchef, dann aus Berlin vertrieben und heute Kölns Kulturdezernent, sich rächt und Raddatz nicht ziehen lässt?
Selbst wenn der neue General ab Herbst in Berlin die Fäden ziehen darf, wird es kein Business as usual geben. Mit Wowereit als eigentlichem Stiftungsguru muss jedem der Job als Chef der Berliner Opernstiftung erst einmal seltsam vorkommen. Denn wer ihn macht, sitzt auf dem Schleudersitz, Wowereits Motto lautet: Hire and Fire.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!