Kommentar: Fragt die Frauen
Offiziöse Integrationstreffen bleiben meist reine Männermeetings - dabei könnten die Teilnehmer von den langjährigen Erfahrungen der Frauenarbeit so viel lernen
A uf höchster Ebene reden Muslime und Nicht-Muslime in dieser Stadt seit August miteinander: Im Rathaus loten der Bürgermeister und Vertreter der muslimischen Verbände aus, wie das Zusammenleben verbessert werden kann. Nicht aufgefallen war den Teilnehmern, dass sie etwas vergessen hatten: Die Frauen. Die immer gerne herangezogen werden, wenn es darum geht, der jeweils anderen Seite die eigenen Defizite aufzuzeigen. Während die einen verdächtigt werden, ihre Frauen zu unterdrücken, wirft man den anderen vor, sie durch obszöne Kleidung zu entwürdigen.
Auf Anfrage der taz, ob es weiter reine Männertreffen bleiben sollen, sagt eine Senatssprecherin, man gehe davon aus, die Muslime würden beim nächsten Mal mit weiblicher Verstärkung kommen. Kein Wort darüber, wie man selbst gedenke, Geschlechtergerechtigkeit walten zu lassen.
Natürlich gibt es auch strukturelle Gründe, die solche blinden Flecke ermöglichen. Die Würdenträger seien leider meistens Männer, hat der Schura-Vorsitzende Mehmet Kilinc die Zusammensetzung der Gesprächsrunde erklärt.
Diese würde sehr davon profitieren, auf die Erfahrungen der Frauen zurückzugreifen, die sich seit Jahren treffen. Zunächst in Kirchen und Moscheen, später auch im Frauenzentrum. Sie wissen, wie es geht.
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