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■ KommentarOlympiareifer Verdränger

Gäbe es eine Goldmedaille für Ausflüchte und Selbstmitleid, Eberhard Diepgen hätte sie gestern vollauf verdient. Daß er kaltschnäuzig die Anfrage der Bündnisgrünen zur Olympiabewerbung abbügelte, mag ja noch ins übliche Rollenspiel von Opposition und Regierung passen. Weitaus interessanter war die Art, wie er als Aufsichtsratsvorsitzender der Olympia-GmbH die harsche Kritik des Landesrechnungshofes an der merkwürdig saloppen Arbeitsauffassung jener Werbertruppe abschmetterte. Fehlende Rechnungsbelege, vernichtete Unterlagen und allerlei Merkwürdigkeiten am Rande hatten die Prüfer moniert und, wohl eher unbeabsichtigt, ein Sittengemälde der versippten Westberliner Politikkaste gezeichnet. Diepgen aber stellt die Tatsachen auf den Kopf: Schaden habe die Stadt nicht an der Arbeit der Olympia-GmbH genommen, sondern an der Impertinenz der Opposition. Die will auch drei Jahre nach der IOC- Blamage Diepgen nicht seinen verdienten Gedächtnisschwund gönnen. Noch immer müsse sich die Stadt wegen „einer Fraktion“ mit „sich selbst und ihrer Vergangenheit beschäftigen“. Ja, so ist das nun einmal: Akten kann man in den Reißwolf befördern, Geschichte nicht. Severin Weiland

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