■ Kommentar: Großkoalition perdu
Noch nie waren sie so schwach wie heute, die Verfechter einer großen Koalition für Bremen. Das klingt absurd. Hat die CDU-Opposition trotz der dummdreist-polterigen Rede ihres Fraktionschefs Kudella nicht einen dicken Keil in die Koalition getrieben? Haben die Koalitionsabtrünnigen aus der SPD mit ihren Schrotflinten nicht beinahe den Umweltsenator, wenn nicht gar den Bürgermeister erlegt? Regierungskrise hieß gestern noch das Stichwort, halali auf die Ampel!
Einmal ausschlafen, und die Sache sieht schon anders aus. Mal ganz von der Frage davon abgesehen, wie denn die CDU gemeinsam mit einer hin- und herzerrissenen SPD regieren will: Wer bitteschön in der SPD-Fraktion sollte nach der Abstimmung vom Mittwoch aufstehen und öffentlich für die Großkoalition als Alternative zur Ampel plädieren? Er wäre doch sofort als Heuchler, Lügner, Verräter und was sonst nicht noch alles entlarvt.
Was das Dutzend Geheimdissidenten gemacht hat, das geht so gegen den sozialdemokratischen Anstand, daß mit solchen Leuten niemand in der SPD mehr etwas zu tun haben will. Und irgendwer muß die große Koalition ja schließlich machen, wenn sie denn kommen soll. Phantome können nicht regieren.
Es gibt nichts Schlimmeres für die Idee des Umsturzes als einen mißglückten Putsch. Die zwölf traurigen Gestalten aus der SPD haben einen Pyrrhussieg errungen: Die Ampel wackelt zwar, aber sie selbst waren noch nie so schwach wie heute. Jochen Grabler
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