■ Kommentar: Kein dritter Weg
Millionengeschäft Müll. Mit illegaler Abfallentsorgung lassen sich vorzüglich lukrative Geschäfte machen. Die Gefahr, beim dubiosen Deal erwischt zu werden, ist gering: Denn die Wege von tausenden und abertausenden Tonnen Sonderabfall, die jährlich durch die Republik kutschiert werden, unterliegen kaum einer Kontrolle. Ein paar gefälschte Entsorgungsnachweise, manipulierte Frachtpapiere und Falschdeklarationen reichen locker aus, um sich mit Sondermüll eine goldene Nase zu verdienen.
Die Umweltbehörden – auch die Hamburger – haben längst resigniert. Eine Handvoll Überwachungsbeamte reicht kaum für Stichprobenkontrollen aus. Die Strafverfolgungsinstanzen aber können nur tätig werden, wenn sie gezielte Hinweise zugespielt bekommen. Sichtbar wird deshalb – wie in diesen Tagen – allenfalls die Spitze des Müllbergs.
So sind die jetzt wieder lauthals erhobenen Forderungen nach sorgfältigerer Überwachung und höheren Strafen zwar im Kern richtig, als bloße Appelle jedoch hilf- und harmlos. Ohne ein hohes Maß an Bürokratie ist effektive Kontrolle nicht zu haben, denn drastische Strafandrohungen schrecken denjenigen nicht, der davon ausgehen kann, daß seine Untaten nie bekannt werden.
Bleibt als Alternative, die Müllentsorgung ganz in staatliche Hände zu geben, um den Sumpf privater Müllmafiosi auszutrocknen. Will die Politik die umweltgefährdende Abfallkriminalität tatsächlich auch nur ansatzweise einschränken, muß sie sich zwischen beiden Wegen entscheiden.
Einen dritten Weg gibt es nicht. Marco Carini
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