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■ KommentarUmherziehender Unsinn

Raum ist bekanntlich in der kleinsten Hütte, warum also soll der Bundestag nicht in den Preußischen Landtag ziehen. Zwar müßten die Volksvertreter enger zusammenrücken, doch wäre das noch immer besser als ihr neues Bonner Domizil. Dort könnten sie zwar größere Distanz wahren. Aber wegen der defekten Tonanlage müssen sie gegenwärtig auf die Nutzung verzichten. Mit Spannung darf man also die Bundestagsdebatte darüber erwarten, ob die Abgeordneten an einer Straße residieren möchten, die nach der Kommunistin Käthe Niederkirchner benannt ist, oder ob ihnen das neutrale „Berlin-Mitte“ genehmer ist. Die Redebeiträge können die Parlamentarier getrost von den hiesigen Fraktionen beziehen.

„Mit freudigem Herzen“, so bekundet die Berliner Parlamentspräsidentin Laurien ihrer Bonner Kollegin Süssmuth, habe sie Schäubles Wunsch nach einem schnellen Umzug des Bundes nach Berlin vernommen. Daß dies, wie sie im gleichen Atemzug versichert, auch „mit nüchternem Verstand“ geschah, darf tunlichst angezweifelt werden. Sie muß von Lokalpatriotismus benebelt gewesen sein, einen Vorschlag zu unterbreiten, den der Bonner SPD- Baupolitiker Conradi zu Recht als „undurchdachter, populistischer und unseriöser Schnellschuß der Berliner“ charakterisiert. Der Charme, mit dem Laurien ihre Offerte vertritt, ist jener angestaubte der Fünfziger-Packen-wir-es-an-Jahre, der aus dem Umzug von Parlament und Regierung endgültig ein Notopfer Berlin macht. Das krampfhafte Bemühen, die Entwicklung der Hauptstadt zum nationalen Anliegen aufzublasen, schlägt seine bundesweit belächelten Kapriolen. Das Bedenkenswerte des Vorgangs liegt in der reflexartigen Einmütigkeit, mit der Vertreter der Berliner Regierungsparteien in Lauriens Werben einstimmen. Man muß die gleiche katzbucklerische Haltung befürchten, wenn es gilt, die Interessen der Stadt gegenüber dem Bund zu vertreten. Die Zusage der 200 Millionen Mark teuren Vorfinanzierung für den Regierungstunnel war die letzte kostspielige Kostprobe dieser Verhandlungsstrategie. Ein weiteres Beispiel ist das Kronprinzenpalais, das Berlin dem Bundespräsidenten wie Sauerbier andient, obgleich dieses Präsent weder in Bonn geschweige denn in Berlin auf ungeteilte Gegenliebe stößt. Die Position Berlins gegenüber Bonn gleicht zunehmend einem Pudding, der an die Wand genagelt werden soll. Dieter Rulff

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