■ Kommentar: Unbekannt verzogen
„Die Post ist kein Arbeitsbeschaffungsunternehmen“, meint der Pressesprecher der Generaldirektion Postdienst aus Bonn, Andreas Fahrmer. Er gibt damit zu, was die Post-Direktoren aus Kiel und Hamburg nicht ausspucken wollten: Die Post betreibt Arbeitsplatzabbau. In Hamburg sieht ihre Anpassung an das Gesetz von Angebot und Nachfrage so aus, daß sie ohne Rücksicht auf Verluste Rationalisierungsmaßnahmen durchzieht.
Das Postamt im Hauptbahnhof soll geschlossen werden, weil die „soziale Situation dort nicht zu ertragen“ sei, so ein Post-Direktor. Der Auftrag der Post kann ja wohl nicht darin bestehen, Filialen nur in „sauberen“ Stadtteilen zu betreiben. Die Schließung der vielen kleinen Ämter, wie am Mühlenkamp oder in der Jarrestadt, bedeutet für wenig mobile Menschen kaum zumutbare Fußmärsche: Unbekannt verzogen – das neue Motto der Post?
Das Postamt am Martin-Haller-Ring wurde gerade erst behindertengerecht ausgebaut: Ein Zugeständnis an die Bedürfnisse Behinderter, die nun durch die Schließung verhöhnt werden. Statt auf BürgerInnennähe und dezentralisierte Stadtteilpolitik setzt die Post auf das Gesetz der Mehrheit – die nämlich wird sich in die neuen Gegebenheiten einfügen und sich eben in den Wagen schwingen, statt kurz um die Ecke zu laufen. Damit ist das Gegenteil dessen erreicht, was soziale und ökologische Stadtplanung fordert: Aufhebung der räumlichen Trennung zwischen Wohnort, Arbeitsplatz, Läden und Ämtern.
Die Post hält sich für modern, konsumentInnenorientiert und neuerdings sogar flexibel - die Schließungsaktion aber zeugt von obrigkeitsstaatlicher Arroganz, Dickfelligkeit und Kurzsichtigkeit.
Ulrike Winkelmann
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