■ Kommentar: Grüne Aristokratie
29 Mitglieder der Grünen haben auf ihrer „Mitgliederversammlung“ am Samstag über die Industriepolitik Bremens, über Bedingungen zum Verkauf der Stadtwerke-Anteile, abgestimmt. Man stelle sich nur einen Augenblick vor, das Ergebnis wäre umgekehrt gewesen, Senator Fücks hätte nicht die fulminante Mehrheit von 18 überzeugt. Wahrscheinlch hätte man festgestellt, daß man das Ergebnis nicht werten kann und eine neue MV einberufen.
Das bedeutet: In den allermeisten Themen gibt es bei den Grünen keine Beteiligung der Partei an der grünen Politik. Die internen Strukturen sind so, daß das nur in einem großen Kraftakt zu organisieren ist. Seit dem Kraftakt der Bildung der Ampel-Koalition regieren die SenatorInnen. Der Landesvorstand, ohne Rückhalt in einer Organisation, traut sich keine Kontrolle zu — zu Recht. So gründlich ist der Anspruch, zur Demokratisierung beizutragen, an und mit der eigenen Struktur gescheitert.
Die Grünen, die für die Parlamente aufgestellt wurden, leben damit ganz gut. Also bleibt es so. Klaus Wolschner
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