Kommentar: Teufel oder Beelzebub
■ Medienpolitik in den letzten Zügen
In den letzten Monaten wechseln die Fernsehsender in Bremen ihre Kanäle schneller als Männer ihre Hemden. In einem letzten anrührenden Versuch von aktiver Medienpolitik betätigt sich der Landesrundfunkausschuß als „Zapper“ und switscht die Privaten auf den von ihnen zu vergebenden Antennenfrequenzen rein und raus. Als Siegeszug der anspruchsvollen Nachricht über die seichte Unterhaltung wurde der terrestrische Start von n-tv gefeiert – allerdings nur hinter vorgehaltener Hand. Nur zu gern würde sich Bremen, das das deutsche CNN neben Berlin als einziges Bundesland über Antenne ausstrahlt, als Bewahrer der reinen Fernsehlehre feiern lassen: Das neue Landesmediengesetz bevorzugt eindeutig die lokalen und öffentlich-rechtlichen Anbieter. Doch die Realität sieht anders aus.
Die „großen“ Privaten SAT 1 und RTL verstoßen laufend gegen Auflagen der Landesmedienanstalten, doch an diesen Giganten der Medienwelt wagt niemand zu rütteln. Fällt aber schon mal die politische Entscheidung, andere zu bevorzugen, stellt sich die Frage: wen eigentlich? Die öffentlich-rechtlichen Sender wie 3sat oder arte sind in Bremen über Antenne gar nicht zu empfangen, denn die Ausstrahlung kostet 20.000 Mark im Monat - zu viel, entschieden ARD und ZDF. Hilflos also die Versuche, sich RTL 2 und Pro 7 vom Leibe zu halten - einer von beiden wird's unter Garantie werden, Teufel oder Beelzebub. Susanne Kaiser
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