Kommentar: Kirche des Herrn
■ Kirchenpolitik fürs nächste Jahrtausend
Gottes Mühlen mahlen langsam, aber langsam immer schneller. Hatte es noch biblische 1000 Jahre gedauert, bis in den 90ern dieses Jahrhunderts die erste – und bisher auch einzige – Frau in das Leitungsgremium der Bremischen Evangelischen Kirche gewählt worden ist, währte der Kampf um die Einführung einer Frauenbeauftragten nur noch ein gutes Jahr. Fehlten 1993 noch sieben Stimmen an der erforderlichen Mehrheit des Bremer Kirchenparlaments, Kirchentag genannt, lagen die Ja-Stimmen in diesem Jahr bereits um acht Stimmen über dem Limit.
Dieses neuzeitlich rasante Entwicklungstempo scheint nun allerdings die KirchenvertreterInnen doch etwas überfordert zu haben. Im Eifer des Gefechts befristeten sie ihre interne Frauen-Gleichstellung auf ganze fünf Jahre. Wer kann schließlich sagen, so scheint man sich angesichts des eigenen Umdenkprozesses gedacht zu haben, ob wir in sechs Jahren in Sachen Frauengleichstellung überhaupt noch ein Problem zu kurieren haben werden?
Weit über drei Viertel der Arbeit wird innerhalb der Kirche von Frauen erledigt, und das zumeist ehrenamtlich, das heißt unbezahlt. In weit über drei Viertel der Leitungsfunktionen dagegen sitzen Männer. Noch ist die Kirche die Kirche des Herrn. Und wenn es nach dem Bremer Kirchentag geht, wird das auch noch 1000 Jahre so bleiben – nur diesmal mit einer Frauenbeauftragten. Dirk Asendorpf
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