Kommentar: Privatisierungs-Farce
■ Wirtschaftsprüfung zur Vertuschung
Würde eine private Firma einen Wirtschaftsprüfer bestellen, der der Steuerberater des schwierigsten Geschäftspartners ist? Wohl nicht, mit gutem Grund. Auch Wirtschaftsprüfer soll man nicht in Loyalitätskonflikte hineintreiben. Das Wirtschaftsressort hat genau das aber für eine Firma, die staatliches Vermögen „treuhänderisch“ in privatrechtlicher Form (als GmbH) verwaltet,gemacht.
Der 60 Seiten starke Prüfbericht über die staatliche SWG wirft mit keiner Zeile die Frage auf, wie es zu dem jährlich sechsstelligen Verlust kommt. Der Staat als Alleingesellschafter haftet voll und zahlt - damit war für den Wirtschaftsprüfer die Welt in Ordnung. Offensichtlich hat die (private) SWG treuhänderisch und im Staats-Auftrage jahrelang darauf verzichtet, von der Grunau-Gruppe die Mietforderungen einzutreiben. Und dann hat der Wirtschaftssenator dem Steuberater Grunaus 40.000 Mark gegeben, damit der als „Wirtschaftsprüfer“ testiert, daß alles in Ordnung war. Und die Ausschuß-Mitglieder bekommen gesagt: „Wirtschaftsprüfer hat alles untersucht, streng vertraulich“, erstarren vor Ehrfurcht und bewilligen die Millionen.
Das letzte Hearing des Wirtschaftssenators über die „Privatisierung“ wäre sicherlich unterhaltsamer gewesen, wenn anstelle der großen Reden dieser Wirtschaftsprüfbericht zum Thema gemacht worden wäre.Klaus Wolschner
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