Kommentar: Unter Fürsten
■ Galoppbahn im Streit der Eitelkeiten
Der Bremer Pferderennsport verdient mehr Interesse und Aufmerksamkeit. Im Unterschied zum Fußball ist es auf den Tribünen der Galopp-Rennbahn nicht die Faszination des Lärmens und der Masse, die das Publikum anzieht. Eher das Vergnügen, für ein paar Mark mitwetten und mitfiebern zu dürfen. Und für 7 Mark Eintritt fachsimpeln zu können und einfach dabei zu sein - erst recht bei schönem Wetter. Die Projektion scheint bei beiden Sonntagsvergnügen die tragende Basis - beide Sportarten haben gemein, daß man dabei nicht selbst schwitzt. Was im Weser-Stadion die starken Schüsse, sind beim Pferdesport die schönen, kräftigen Tier auf der Bahn.
Während das Fußballstadion Woche für Woche für Umsätze in Millionenhöhe sorgt, schlägt das Pferdevergnügen aber nur recht bescheiden zu Buche: Der große Rennplatz in der Vahr - in seinen Dimensionen sogar größer als das Stadion plus zugehöriger Parkflächen - „rechnet“ sich nicht, rein kaufmännisch gesehen.
Anstatt das in aller Offenheit zu einem Thema der Wirtschaftsförderung zu machen, wird an den Kulissen gezogen und gezerrt, als ginge es um die Rangordnung bei Hofe: Da wagt es Walter J. Jacobs, Feudalherr beim Rennverein, dem Parvenue Nölle von der Sparkasse den Platz neben ihm zu verwehren? Einen ihrer Ritter verärgert man nicht, ohne daß die Sparkasse wie im Reflex auskeilt.
Klaus Wolschner
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