Kommentar: Glaubt nichts!
■ Wenn ein Aufsichtsrat sich erklärt versucht
Banken sind die Tempel unserer Zeit, undurchdringlich, undurchschaubar, unkontrollierbar. Warum soll Hennemann nun gehen? Wir wissen es nicht, auch auf mehrfache Nachfrage gibt es keinerlei nachvollziehbare Auskunft. Ausgerechnet die Commerzbank, Konsortialführer in dem 300-Millionen-Liquiditätskredit, ist so überzeugt von dem Unternehmenskonzet des Vulkan-Chefs, daß man nur noch staunen kann, daß sie Hennemann nicht in die Chefetage übernimmt. Warum soll denn Kontinuität und Optimismus dadurch gesichert werden soll, daß Hennemann gehen muß? Auch auf drei Nachfragen gibt es keine Antwort, sondern nur eine Ausflucht: Irgendwelche anderen Banken, die dann natürlich nicht mehr genannt werden, sind die Bösen, die haben Hennemanns Kopf gefordert.
Alles, was in den letzten Tagen als „Gerücht“ verbreitet wurde und sich auf „Bankenkreise“ und Quellen, die nicht genannt werden wollen, bezieht, hat mehr Wahrheitsgehalt als die versammelte Schönrederei des Aufsichtsrates selbst. Glaube niemand, daß es nur ein „Problemchen“ war. Glaube niemand, daß die Commerzbank nicht Hennemanns Kopf gefordert hat. Glaube niemand, daß es dem Aufsichtsrat bei seiner Entscheidung um die 22.000 Arbeitsplätze ging. Glaube niemand, wenn auf „Kontinuität“ gesetzt wird, sei die „Kontinuität“ der Bremerhavener Werft-Standorte gesichert. Ihr habt es mit Banken zu tun – glaubt nichts! Klaus Wolschner
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