Kommentar: Uni reformieren!
■ Konservativer Protest bleibt stumpf
Was kann das arme Gebäude der Bürgerschaft dafür, daß Deutschlands Rektoren mit ihrem Geld nicht auskommen und als erstes darüber reden, den Studiereden in die Täschchen zu greifen? Etwas ratlos stand gestern die Demo auf dem Marktplatz, bei jedem Kraft-Satz klatschten die StudentInnen Beifall als hörte jemand zu.
Wie stehen die bremischen Rektoren zu dem Vorschlag? Wo überhaupt kommt die knappe Mehrheit für das Studiengeld in der Rektorenkonferenz zustande? Bohrende Nachfragen in diese Richtung würden den Protest politisieren.
Richtig interessant aber würde es, wenn die Studierenden die Idee, Uni unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten zu betrachten, aufnehmen würden. Als erstes würde sich anbieten, die Hochschullehrer auf den Prüfstand zu stellen. Zeitverträger mit Leistungskontrollen würden den Unis sicher immense unnötige Personalkosten ersparen. Und jeder kleine in McKinsey belesene Betriebswirtschafts-Student kann als Semesterarbeit ein Konzept: „20 Prozent Spar-Potential durch Reform der Uni-Verwaltung“ schreiben.
Wenn der Studenten-Protest sich nur konservativ auf „alles weiter so wie bisher“ konzentriert, wird er wenig ausrichten – das Geld fließt eben nicht mehr „wie bisher“. Eine radikale Reform würde die in Rotation bringen, die jetzt nur der ärmsten Statusgruppe in die Tasche greifen wollen. Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen