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KommentarPhantasielos

■ Kaufmannschaft suizidgefährdet

Die Kaufleute im Viertel können die Sektkorken knallen lassen. Das Trommelfeuer gegen die Verkehrsberuhigung hat die erwünschten Folgen gehabt. Der Wirtschaftssenator hat dem Bausenator das weiße Fähnchen in die Hand gedrückt, und der hat es erwartet schnell geschwenkt – kein Wunder, wo er sich doch sowieso schon auf der Barrikadenseite eingegraben hatte, von der die Kaufleute gefeuert haben. Angesichts der Kaliber gerät der eigentlich politische Streit zum Schlachtengemälde.

Man könnte zur Tagesordnung übergehen, wenn der Sieg der Kaufleute nicht zum Sieg der Hysterie geraten wäre. Und wenn der Konflikt nicht gar so exemplarisch für unsere kleine Stadt wäre. Die Bremer Kaufmannschaft scheint stark suizidgefährdet zu sein. Innerhalb weniger Jahre hat sie sich, angeführt von Handelskammer und CDU, nun zweimal ganz und gar auf die Seite der Politik geschlagen, wo doch ökonomische Schlauheit gefragt gewesen wäre. Erst haben die City-Kaufleute im ganzen Umland verbreitet, daß die Innenstadt nicht mehr erreichbar wäre – und die Leute sind in den Weserpark gefahren. Nun haben die Viertel-Krämer es ihnen gleichgetan. Wer das tote Viertel geradezu beschwört, der bringt es am Ende auch um. Wieviele Chancen hätten in der Verkehrsberuhigung gelegen – alles perdu! Die Sektkorken mögen knallen, doch auch dieser Sieg wird teuer für die Sieger. Jochen Grabler

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