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KommentarKunst des Verzögerns

■ Für den Vulkan ist noch nichts klar

Es ist eine hohe Kunst der Politik, notwendige Entscheidungen bis zum letzten Moment und noch länger aufzuschieben – in der Hoffnung, daß Politik nicht erforderlich ist. Der Vergleichsantrag für den Vulkan-Verbund war eine solche Verschiebe-Taktik von Anfang an. Da niemandem inzwischen eingefallen ist, wie Schiffs-Neubau in Bremen ohne massive staatliche Unterstützung (und das bedeutet: ohne Verstoß gegen das EU-Wettbewerbsrecht) möglich sein soll, kann man inzwischen die Tage bis zur förmlichen Erklärung des Anschluß-Konkurses zählen: spätestens am kommenden Dienstag wird es so weit sein.

Natürlich ist auch bei einem Konkurs nicht alles vorbei. Rüstungssaufträge sind so etwas wie eine legale staatliche Subvention, der große Trumpf der Vegesacker Werft. Die Container-Frachter, die in Vegesack gebaut werden, sind derweil das Handikap der Vegesacker: das können alle zwischen Polen und Korea billiger.

Die Seebeck-Werft hingegen hat ihr Know-how im Bereich des Fährschiffbaus, aber sie mußte wesentliche zentrale Funktionen nach Vegesack abgeben. Mit der Beschäftigungsgesellschaft ist ein Jahr Zeit geschunden. Seebeck-Werft und Vulkan-Vegesack werden hinter den Kulissen gegeneinander konkurrieren und kämpfen müssen, denn die Chance, daß beide Schiffbauplätze überleben, liegt nach wie vor bei Null. Klaus Wolschner

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