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KommentarGedächtnisschwund

■ Polizeipräsident mit faulem Argument

Ralf Borttscheller ist immer gut für eine Stammtischparole. Deshalb muß keineswegs politisches Kalkül dahinterstecken, wenn der Innensenator jetzt plötzlich ohne jeden erkennbaren Anlaß einen Streit mit der SPD über das längst abgehangene Thema des „finalen Rettungsschusses“ vom Zaun bricht. Borttschellers gehässige Äußerungen über die „Uniform-Allergiker“ beim Koalitionspartner haben keinen tieferen Sinn.

Der ist bei diesem Thema eher in dem wiederholten Versuch von Rolf Lüken zu suchen, seine Polizei mit Schrotgewehren, Plastikgeschossen und dem Recht auf einen Todesschuß aufrüsten zu dürfen. Schon bei Friedrich van Nispen hatte sich der Polizeipräsident Chancen dafür ausgerechnet – und war bei dem FDP-Politiker abgeblitzt. Die Wahl des CDU-Haudegens Borttscheller zum Innensenator der Großen Koalition scheint Lüken ermutigt zu haben, mit seinen unerfüllten Forderung jetzt wieder anzutreten.

Daß er dafür ausgerechnet den gründlich mißratenen Einsatz der Bremer Polizei beim Gladbecker Geiseldrama als Motiv anführt, ist allerdings nur noch mit grober Gedächtnisschwäche zu erklären – entweder bei Lüken selber oder aber in der Hoffnung, der Rest der Bremer Bevölkerung sei an ihr erkrankt. Zumindest dagegen, da könnte Lüken schon recht haben, würde ein gezielter Todesschuß aus dem Schrotgewehr wohl helfen. Dirk Asendorpf

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