■ Kommentar: Teurer Ernst
Mehr Zeit für Kinder, forderte das Bundesfamilienministerium vor Jahren plakativ. Hamburg, so ließe sich der Slogan ergänzen, tut das seine dafür. Und läßt es sich was kosten. In einem Stadtteil, in dem viele – freiwillig oder nicht – doppelverdienen müssen, entsteht keine zusätzliche Betreuungseinrichtung für Kinder. Nicht nötig, weil zu teuer. Und bis das Amt das merkt, sind drei Jahre um und mehr als 130.000 Mark futsch.
Die Eltern – vor allem und immer noch und wieder die Mütter – werden somit die Möglichkeit erhalten, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Oder eben nicht. Wer sich den Luxus des Alleinverdienens nicht leisten kann, hat Pech gehabt. Und wer im Zeitalter der engen Gürtel arbeiten möchte, ohne unbedingt zu müssen, hat selber Schuld.
Pech, und ganz bestimmt nicht selber Schuld, haben einmal mehr die Kinder. Sie wachsen ohne bestmögliche Betreuung, zum Teil ganz ohne auf. Wenn es dann in den berühmten „sozialen Brennpunkten“ knallt, will's wieder keiner gewesen sein. Über die weit verbreiteten leichten Mangelerscheinungen im Sozialverhalten, die sich nicht durch einen lauten Knall bemerkbar machen, läßt es sich trefflich hinweggehen. Man mag es kaum noch sagen, so formelhaft wirkt es und so selbstverständlich sollte es sein: Auf Kosten der Schwächsten darf nicht gespart werden. Erst recht nicht auf so kostspielige Weise.
„Kinder bringen mehr Freude ins Leben“, dieser Slogan ging dem oben genannten seinerzeit voraus. Hamburg hat auch hier die passende Ergänzung: Man kann auch ohne Geld fröhlich sein. Stefanie Winter
Bericht Seite 22
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