■ Kommentar: Senator Dr. Maier
Aufgepaßt die Herren Senatoren und Staatsräte! Während Stadtchef Henning Voscherau zuletzt bei der Besetzung von Regierungsstellen auf immer größere Schwierigkeiten stieß, halbwegs passable Kandidaten aufzustöbern, wächst bei der grünen Opposition die Riege derer, die ohne jede Schwierigkeit „klassische Ressorts“ zu übernehmen vermögen.
Wer Dr. Willfried Maiers Ausführungen zu lauschen gestern mittag die Ehre hatte, horchte verwundert auf: Da referierte doch ein ausgewachsener Innensenator, bürokratie-fit bis ins letzte, über das Arbeitsprogramm der kommenden Legislaturperiode! Wo bitte blieben die radikaldemokratischen Luftschlösser?
Nein, die MedienvertreterInnen waren nicht auf der falschen Party. Die Tom Koenigs und von Plottnitzs, erste Eindringlinge im Revier althergebrachter Altparteienmachtbastionen, haben auch in Hamburg potentielle Kollegen. Überraschend und beeindruckend, mit welcher Präzision, Sachkenntnis und Beharrlichkeit ein Willfried Maier auf der Klaviatur des klassischen Parlamentarismus zu spielen versteht.
Freilich, ein nicht ganz kleines Unbehagen bleibt: Den fitten grünen Realos droht über all ihrer Sachkompetenz nicht nur die Ausstrahlung verloren zu gehen. Die Gefahr wächst, daß beim Einsteigen in die Apparate auch Kreativität und Radikalität schwinden. Mit nur kleinen Reformen aber, mögen sie noch so kompetent eingefädelt sein, sind die Krisen Hamburgs nicht zu meistern. Deren Bewältigung vielmehr verlangt hochprofessionelle Radikalität an den Schaltstellen der Macht.
Florian Marten
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