■ Kommentar: Hafen ohne Werft
Mißmanagement als standortgefährdender Faktor wird in der Diskussion um Globalisierung, um Wirtschaftswachstum mit eingebautem Arbeitsplätzeabbau und um Lohnnebenkosten gerne vergessen. Zu trefflich läßt es sich hinter dem Argument verstecken, manche Produkte und Standorte rentierten sich nicht.
Ob nun die reichlich geflossenen Subventionen als Bremsklotz für Blohm+Voss fungierten, weil das Unternehmen nicht früh genug unter Innovationsdruck gesetzt wurde, ist jetzt nur noch Vergangenheitsbewältigung. Daß die drohende Schließung des Bereichs Maschinenbau bei Blohm+Voss erst der Anfang vom Ende ist, gilt als sicher. Das Blohm+Voss-Mutterunternehmen Thyssen hat und wird keine Leidenschaft für den Standort Hamburg entwickeln; eine Zusammenlegung mit der Kieler Howaltswerke/Deutsche Werft ist damit nicht mehr zu verhindern. Der Hamburger Hafen wird im kommenden Jahrtausend weder Schiffe bauen noch reparieren, noch die „Abfallprodukte“ der Werft – den Heizkraftwerkbereich – industriell verwerten.
Letzteres ist nicht nur für die betroffenen Arbeitnehmer ein Jammer. Für eine energiepolitische Wende wären Blockheizkraftwerke eine Alternative zur Atomenergie, die auch dem von Bürgermeister oft geforderten „Arbeitsplatzpatriotismus“ Rechnung getragen hätte. Mit einem rückwärts gewandten und auf den staatlichen Tropf setzenden Unternehmen kann man aber nicht auf Zukunft setzen. Denn bis die politischen Weichen für einen Einstieg in Energieversorgung durch Blockheizkraftwerke gestellt sind, hat sich Blohm+Voss längst selbst demontiert. Silke Mertins
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