■ Kommentar: Rechter Flankenangriff
Wie man Kampagnen macht, braucht man der Bild-Zeitung nicht zu erzählen. Daß dabei schon mal die eigenen Absichten mit der Wirklichkeit kollidieren können, ist im Verlagshaus an der Axel-Springer-Straße ebenfalls bekannt. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) ist nun der Watschenmann für die Boulevard-Zeitung. „Preußen-Generäle sollen endgültig verschwinden“, so titelt Bild, „...weil ein Senator es will“. Die Rede ist von den Generälen Scharnhorst und Bülow, die einst die „Neue Wache“ Unter den Linden flankierten. Strieder wolle die Militärs nicht wieder an ihre angestammten Plätze lassen, nölt Bild.
Umgekehrt wird freilich ein Schuh daraus. Als Bundeskanzler Kohl seine nationale Kranzabwurfstelle in der Neuen Wache errichten wollte, gab es eine Absprache mit den Erben von Käthe Kollwitz: Die aufgeblasene Pieta der Bildhauerin durfte nur gegen den Verzicht auf die Preußengeneräle aufgestellt werden. Vorstöße, dies zu umgehen, gibt es regelmäßig. Bild eröffnet nun einen publizistischen Flankenangriff für die revanchistische Fraktion.
Nicht nur die Kollwitz-Erben empfinden die Aufstellung der Statuen als fatalen Akt der Huldigung eines autoritären preußischen Staats. Denn in der „allen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“ gewidmeten Neuen Wache werden die Nationalsozialisten mit den Opfern vermischt. Eine Wiederkehr der preußischen Militärs würde im Ausland zu Recht als beunruhigend angesehen werden. Diese Symbolik kann sich die werdende Hauptstadt nicht leisten. Das sollte Bild vielleicht auch berichten. Gerd Nowakowski
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