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KommentarKollektiv bluten

■ Warum fünf Billig-Azubis in Wedel vielen Lehrlingen wehtun

Der Plan ist dreist, berechnend und scheinheilig – aber er funktioniert. Das Unternehmen ESW hat mit seinen Billig-Lehrlingen Fakten geschaffen. Die Ausbildungskosten wälzt das Unternehmen dreist auf den Staat ab; ersetzt Rente und Versicherungen durch Kindergeld und kreiert Lehrlinge, die viel arbeiten, aber die Firma wenig kosten.

Berechnend drängelt ESW außerdem ihren Betriebsrat und das Arbeitsgericht in die Ecke. Verbieten sie die versicherungsfreien Lehrverträge, zerstören sie Ausbildungsplätze. Denn daß ESW die Azubis zum Tariflohn weiterbeschäftigt, ist unwahrscheinlich. Betriebsrat und Gericht outen sich also als formaljuristische Beschäftigungsbremsen, oder sie knicken die Bezahlung nach Tarif.

Während ESW all das anschubst, zwinkert das Unternehmen seinen KritikerInnen scheinheilig zu. Denn in Wedel geht es nicht um eine Handvoll Azubis. Es geht um Strategien zur Ausrottung des Lehrstellenmangels und darum, wer Lohnverhandlungen dirigiert. Um weniger Gehalt geht es und gegen GewerkschafterInnen.

Wenn die fünf Billig-Azubis in drei Jahren zu kostengünstigen Kaufleuten oder TechnikerInnen geworden sind und wenn dann wieder Jugendliche um Lehrstellen anstehen, wird die ESW argumentieren: Das haben wir schon mal so gemacht. Und sie hätte recht. Denn BewerberInnen für Dumping-Lehrstellen und Billig-Arbeitsplätze wird es auch in Zukunft geben.

Das Unternehmen nutzt den Druck, der auf Arbeitsuchenden liegt – frech, aber effektiv.

Judith Weber

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