Kommentar: Arbeiten in Rotation
■ Wege in den Arbeitsmarkt öffnen
Regierungsamtliche Jubler werden ihre eigenen Schlüsse ziehen aus den leicht sinkenden Arbeitslosenzahlen des Monats Mai. Dabei läßt die Trendwende auf dem Arbeitsmarkt weiter auf sich warten. Und: Arbeitslosigkeit kann immer noch jeden treffen, das ist die profane Lehre des Tages. So dürften einige der 4.600 Menschen, die sich in diesem Monat im Arbeitsamt Bremen neu arbeitslos meldeten, sich dieses Schicksal nicht haben träumen lassen. Angesichts der Krise der Erwerbsarbeit kann das Ziel der Arbeitsmarktpolitik nur sein, die Grenzen zwischen „drinnen“ und „draußen“, zwischen Job und sinnlosem herumsitzen, niederzureißen.
Ein positives Beispiel dafür ist die Job-Rotation: Arbeitnehmer nehmen eine Pause zum Lernen, Arbeitslose vertreten sie zeitweise im Betrieb. Unternehmen auf diese Weise zu subventionieren ist allemal sinnvoller, als ihnen pauschale Zulagen für den Erwerb von Maschinen zuzustecken, die dann wieder Jobs rationalisieren. Fragt sich nur, warum dieses in Skandinavien seit Jahren bewährte Konzept sich in Deutschland nur zögerlich durchsetzt.
Ein Bewußtseinswandel ist notwendig: Arbeitsplatzbesitzer und Firmen müssen den Wert der Weiterbildung erkennen. Lernen ist eine Chance, keine Bürde. Die Zeit dafür gewinnt man nur durch Arbeitszeitverkürzung – oder durch den zeitweisen Einsatz von Arbeitslosen. Joachim Fahrun
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