Kommentar zur S-Bahn: Die größten Feinde der S-Bahn
Schuld an der S-Bahn-Misere ist nicht das Wetter, sondern die Deutsche Bahn. Sie hat ihr Tochterunternehmen ausgequetscht. Deshalb wird jetzt jedes Problem gleich zum Desaster mit vielen Zugausfällen.
Vier böse Mächte haben sich verschworen, um den reibungslosen Betrieb der S-Bahn zu stören: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Derzeit sorgen - wie im letzten Jahr - die kalten Temperaturen für Zugausfälle. Wer hätte das auch vorhersehen können: Minusgrade - ausgerechnet im Januar!
Aber im Ernst: Das Hauptproblem ist die Deutsche Bahn, die ihr Tochterunternehmen S-Bahn in den vergangenen Jahren so ausgequetscht hat, dass es inzwischen zum Desaster gekommen ist. Die S-Bahn sollte ohne jede Reserven völlig am Limit fahren - nur deshalb wird jedes Problem gleich zum Desaster mit vielen Zugausfällen. Doch jetzt bewegt sich etwas: Werkstätten werden wiedereröffnet, zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, ausgemusterte Züge reaktiviert. Es hat den Anschein, als würde der Druck wirken, den der Senat auf das Unternehmen ausgeübt hat. Sogar der Betriebsratsvorsitzende ist zufrieden.
Das zeigt, welche große Macht der Senat hat. Er bezahlt schließlich für die S-Bahn - und er hat seine Druckmittel viel zu spät eingesetzt. Sonst müssten jetzt nicht so viele Fahrgäste auf den Bahnhöfen frieren.
Der Senat will nun das Problem strukturell lösen. Er denkt darüber nach, die S-Bahn zu kaufen, um sie aus den Zwängen der Deutschen Bahn zu befreien. Das ist ein guter Ansatz. Aber was ist eigentlich mit dem Rest der Deutschen Bahn? Wann werden die Sparvorgaben dort zum Desaster führen? Viel besser ist daher ein ganzheitlicher Ansatz: Der Staatskonzern Bahn sollte von den Zwängen der Profitmaximierung befreit werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte über Verbot von Privat-Feuerwerk
Schluss mit dem Böllerterror
Kleinparteien vor der Bundestagswahl
Volt setzt auf die U30
Debatte nach Silvester
Faeser und Wissing fordern härtere Strafen
Musks AfD-Wahlempfehlung in der „Welt“
Rocky Horror Springer Show
Grundsatzbeschluss des BVerfG
Karlsruhe erschwert Observationen
Airporthotels für Haustiere
Der Flughafen als Zufluchtsort