piwik no script img

Kommentar zur FlüchtlingspolitikPolitik muss Spielräume nutzen

Konrad Litschko
Kommentar von Konrad Litschko

Der Vorstoß der märkischen Landesregierung ist gut. Nun kommt es darauf an, was umgesetzt wird.

G ute Politik ist die, die aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste macht. Insofern ist die rot-rote Koalition in Brandenburg in ihren Vorstößen zur Flüchtlingspolitik vorerst zu loben. Auch wenn der Umgang mit Asylbewerbern vom Bund geregelt wird, zeigen SPD und Linke, dass sich Spielräume durchaus erfolgreich nutzen lassen. Medizinische Betreuung für in diesem Lande Hilfesuchende, ein privater Rückzugsraum, bar ausgezahlte Sozialhilfen - all dies ist nicht nur humanitär sinnvoll. Es stellt auch den Bund bloß, der diese Hilfen nur in Ausnahmen vorsieht.

Gleichzeitig muss sich die märkische Regierung nun an ihren Ankündigungen messen lassen. Es jetzt bei Appellen zu belassen, mit dem Verweis nach oben - "Wir habens ja versucht, aber der Bund macht nicht mit" - wäre so einfach wie schäbig. Zusammen mit den Landkreisen sollte Angekündigtes auch eingelöst werden. Bei der Lockerung der Residenzpflicht vor einem Jahr - diese untersagte Asylbewerbern, ihren Landkreis zu verlassen - hat Brandenburg gezeigt, dass es geht. Daran muss angeknüpft werden.

Verstecken gilt nicht

Schlechte Politik ist hingegen die, die sich hinter anderen versteckt, und seien es Paragrafen. So wie die letzten Beton-Landräte, die weiter die bevormundenden Wertgutscheine an Flüchtlinge verteilen - obwohl längst die Mehrheit ihrer Landkreis-Kollegen zeigt, dass es sehr wohl ohne geht. Und obwohl die Landesspitze ankündigte, eine Umstellung nicht zu sanktionieren. Politik, die so handelt, zeigt nicht nur eine bedenkliche soziale Kälte. Sie entmündigt auch das eigene Handeln.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Konrad Litschko
Redaktion Inland
Ressort Reportage und Recherche. Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • FB
    Franz Beer

    Deutschlad braucht doch Arbeitskräfte Ärtzte Ingenieure,Facharbeiter.Also warum integrieren wir die nach uns kommenden Flüchtlinge nicht von anfang an.Menschen die aus Lybien ,Tunesien,und anderen Afrikanischen Staaten kommen,kommen aus Not zu uns,und bestimmt nicht um Sozialeistungen zu bekommen.Sie wollen eine Bessere Zukunft für sich und Ihre Familien.Also Sprachkurs,Ausbildung,Integration.Sie und Ihre Kinder werden später auch mal UNSERE Rente bezahlen.Rechspopulistische Fiktionen,die Gesellschaftlich absolut kontraproduktiv für unsere Gesellschaft sind ,sind fehl am Platz.Und der Stammtisch wird auch immer Älter,und denkt nach wer es denn sein wird der später im Altenheim Ihren Rolli schiebt.

  • F
    Fordler

    "Auch wenn der Umgang mit Asylbewerbern vom Bund geregelt wird, zeigen SPD und Linke, dass sich Spielräume durchaus erfolgreich nutzen lassen. Medizinische Betreuung für in diesem Lande Hilfesuchende, ein privater Rückzugsraum, bar ausgezahlte Sozialhilfen - all dies ist nicht nur humanitär sinnvoll. Es stellt auch den Bund bloß, der diese Hilfen nur in Ausnahmen vorsieht".

    SPD und Linke können das gerne tun, wenn das Geld dafür da ist. Allerdings muss exakt dieser Betrag beim Länderfinanzausgleich berücksichtigt werden, nämlich als entsprechend weniger bedürftig. So wird auch bei Hartz4 verfahren.