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Archiv-Artikel

Kommentar: wahlalternative in nrw Düsseldorf, Sie kommen!

Ein wenig wirkte die Auftaktversammlung der NRW-Wahlalternative wie ein Kapitel aus der Gründungsgeschichte der Grünen vor 25 Jahren. Diskussionsfreudig bis zänkisch. Basisdemokratie und Chaos. Nur gestrickt oder gestillt wurde nicht in Duisburg-Rheinhausen. Es waren nämlich deutlich weniger Frauen anwesend, als beim Start der Öko-Partei 1979/80. Der linke Protest gegen die rot-grünen Reformen ist männlich, oft über 50 Jahre alt und politisch routiniert bis verbissen.

Doch SPD und Grüne sollten deshalb nicht spöttisch herabschauen auf die linke Versammlung. Obwohl die Wahlalternative sowohl inhaltlich, personell wie organisatorisch noch viel Aufbauarbeit vor sich hat, ist allein ihre Existenz eine schwere Niederlage für Rot-Grün. Vor allem NRW-SPD-Chef Harald Schartau muss sich fragen, warum seine Partei hunderte von politisch Engagierten an die WASG verloren hat. Zahlreiche Redner outeten sich gestern als verbitterte Ex-Genossen.

Für die Wahlalternative dürfte es ein langer Weg werden in den NRW-Landtag. Die vollmundige Ankündigung, „Düsseldorf, wir kommen!“ reicht nicht aus für die kommenden sieben Monate. Bislang haben die Regierungsgegner noch keine originellen landespolitischen Ideen vorgelegt. Der Hinweis auf die Verstaatlichungs-Artikel in der NRW-Verfassung sind keine Politik. Es ist auch eher unpolitisch, in den Landtag einzuziehen, um dort vornehmlich gegen die Berliner Politik zu protestieren. Das Düsseldorfer Parlament ist keine Montagsdemo. MARTIN TEIGELER