Kommentar (vgl. S. 23): Eine Zeitbombe
■ Neuhold bleibt, die Spannung auch
Der Vertrag von Bremens Generalmusikdirektor (GMD) Günter Neuhold wird um weitere drei Jahre bis 2002 verlängert. Nach allem, was man von Günter Neuhold musikalisch gehört hat, ist das eine richtige Entscheidung der Kulturbehörde. Nach allem aber, was man sonst hört und weiß, sind Zweifel angebracht: „Mit dem kann man nicht reden“, sagt Generalintendant Klaus Pierwoß über den österreichischen Dirigenten, und exakt dasselbe sagt Neuhold über Pierwoß. Ist unter diesen Kommunikationsbedingungen gemeinsam ein Theater zu leiten?
Da Neuhold bleiben will und Pierwoß auch sein Ja zur Vertragsverlängerung gegeben hat, scheinen beide Herren da guten Mutes zu sein. Und beide haben ja auch etwas voneinander: Neuhold mag sich noch so ablehnend gegenüber bestimmten Regisseuren (wie Johann Kresnik) verhalten, er wird nichts dagegen haben, auf diese Weise in der überregionalen Presse viel Beachtung erfahren zu haben. Und Pierwoß sind durch Günter Neuhold überragende musikalische Einstudierungen garantiert.
Aber es bleibt das letztlich größere Problem: Neuhold hat seinen menschlichen Führungsbonus beim Orchester verspielt. Ob das hierarchisch zu lösen ist, darf bei künstlerischer Arbeit bezweifelt werden. Hier liegt die Zeitbombe, die tickt, und wer sie abstellen kann, ist offen. Ute Schalz-Laurenze
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