Kommentar tote Al-Qaida-Führer: Propagandatricks der Militärs

Kleine Militärschläge werden als große Fortschritte verkauft, um von der Tatsache abzulenken, dass im Irak nichts voran geht.

Die vor allem in US-Medien als Erfolg zelebrierten Meldungen vom Tod zweier Al-Qaida-Führer im Irak sollen nahelegen, dass man nun dem Frieden in Bagdad einen großen Schritt näher gekommen ist. Die Verwendung des sprachlichen Konstrukts "Gezielte Tötung" führt dabei in die Irre. Bewusst wird die Betonung auf das "Ziel" gelegt, darauf dass das Ziel erledigt sei. Gleichzeitig werden Mitopfer ("Kollateralschäden") und der Akt des Tötens ohne Gerichtsbeschluss ausgeblendet.

Das regelmäßige Vermelden von unschädlich gemachten Terroristenführern, die hoch oben in der Hierarchie gestanden haben sollen, wird eingesetzt, um von der Tatsache abzulenken, dass in Sachen Stabilisierung nichts vorangeht im Irak - Kontrolle über die Kommunikation ist die halbe Miete, das wissen die Militärs. So wurde Al-Masri bereits zweimal für tot erklärt und auch Al-Bagdadi wurde zumindest einmal verhaftet, was sich im Nachhinein jedoch als Falschmeldung herausstellte. Nach offizieller Darstellung sind beide jetzt aber wirklich tot. Doch selbst wenn das stimmt, Al-Qaida wird es weiterhin geben.

Angesichts der letzten sieben deprimierenden Kriegsjahre, gilt es kontinuierlich Erfolgsmeldungen zu kreieren und einzuspeisen: Kleine Militärschläge werden als große Fortschritte verkauft. Und diese mit hochrangigen Politikern auf Pressekonferenzen aufgeblasen. So zeigte sich Iraks Ministerpräsident Maliki stolz mit Fotos des vermeintlich getöteten Al-Qaida-Führer und auch im Fernsehen zeigte man Leichen. Es ist ein bisschen wie im wilden Westen. US-Vizepräsident Joe Biden sprach gar von einem "potenziell vernichtenden Schlag" gegen Al-Qaida im Irak. Das ist ungefähr so, als nähme man an, die US-Truppen ziehen sich aus Afghanistan zurück, wenn zwei ihrer Generäle bei einem Anschlag getötet werden.

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