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Kommentar die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Der Putsch der Königlosen, feixende Hausdetektive, eine Kandidatin mit lustiger Frisur, Jünther Gauck und Brasilien. Die Woche mit Friedrich Küppersbusch.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in dieser Woche?

Friedrich Küppersbusch: Rüttgers und Börnsen amtswalten interimsmäßig durch die Gegend.

Bild: taz

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Was wird besser in dieser?

Alle machen mit! Deutschland schaltet auf Autopilot!

Koalitionspartner heißt auf Schwarz-Gelb jetzt "Wildsau" oder "Gurkentruppe". Was ist da los?

Der Putsch der Königslosen. Für sich genommen kann Merkel die Abgänge von Koch, Köhler und anderen zuvor - Althaus, Merz, Stoiber - wegstecken. Die Demontage von Rüttgers, Oettinger und Tillich. In der Summe ist das ein Enthauptungsschlag gegen die herkömmliche CDU.

Zweitens: Die neuen Jungs heißen Annette, Ursel, Kristina, Ole. Da passen manche Kritiker samt Gemächt durch keine Tür mehr.

Drittens: Der FDP-Angriff auf die Hütten entglitt zum Selbstmordanschlag der Palastbesitzer. Merkels Sparbeschlüsse zeigen, dass sie immer noch nicht kapiert hat, Vorsitzende auch der Zentrumspartei zu sein.

Viertens: Springer war seit dem "Umfaller Kohl"-Titel nicht mehr so deutlich gegen einen CDU-Kanzler. Damals wurde danach ein Chefredakteur gefeuert. Der Gauck-Jubel jetzt ist wie ein Jagdsignal für Merkelmörder.

Aber, und schließlich, fünftens: Sie haben keinen. Merkel wie Westerwelle haben ihre Parteien von Konkurrenten gesäubert. Deshalb wird dieser Putsch der Königslosen - scheitern. Wulff könnte putschen, doch wenn er putschte, wäre er nicht mehr Wulff. Die Opposition sollte lieber Politik machen.

Der Bundesgerichtshof hat die Kündigung der Kassiererin Emmely kassiert, die wegen zweier Leergutbons entlassen worden war. Ist das gerecht?

Die Gewerkschafterin genießt einen besonderen Schutz, weil sie umgekehrt besonderer Bedrängnis ausgesetzt sein kann. Deshalb gut. Und weil Firmen sonst ihren Mitarbeitern Bagatell-Fallen stellen könnten, wenn sie sie entlassen wollen: "Räumen sie mal die köstlichen, frischen, unnützen Brötchen … weg" - und der Hausdetektiv feixt und filmt. An dieser Stelle eine Gedenkminute für Politiker, die wegen Bonusmeilen zurücktreten mussten. Oder mit einer Dienstreise gemobbt wurden.

Wirtschaftsminister Brüderle lehnt eine Bürgschaft des Bundes für Opel ab. Hätten Sie das auch gemacht?

Eine Bürgschaft und damit Hilfe für dilettierende Manager ist: betriebswirtschaftlich falsch, volkswirtschaftlich richtig. Dass die FDP den Unterschied nicht kann, macht sie so schlecht.

Was sagt Ihnen der Name Luc Jochimsen?

Ich freue mich immer, wenn Leute mit lustigen Frisuren in der ARD eine Chance bekommen. Das ist bei mir biografisch. Sie hat als Chefredakteurin gegen viele Widerstände Michel Friedman zum HR und ins Erste gehievt. Dass sie eine tolle Journalistin sei, solange sie noch eben in den Landesgrenzen der SPD kommentiert - jedoch untragbar, wenns in die Linke lappt - gaga. Nun kann man im Sinne von Neuwahlen hoffen, dass sie im dritten Wahlgang Chuzpe hat und ihre eigenen Leute zur Wahl von Gauck aufruft. Sonst macht sie Wulff zum Präsi und rettet Merkel. Diese Weibersoli immer!

Günther Jauch kriegt die Show von Anne Will. Kann er es tatsächlich besser?

Eine tragische Verwechslung zwischen Jünther Gauck und Günther Jauch. Gauck war mal bei der ARD und auch sehr langweilig, das passte; Jauch würde die Direktwahl gegen Wulff klar gewinnen. Ich erwarte, dass Jauch und seine diesbezüglich erfahrene Firma im Zweifel gegen parteipolitische Agenda und für Quote entscheiden. Kurz: Wenn Jauch mehr ARD wird als die ARD Jauch, ist es trocken versoffen Geld. Die herkömmlichen Politiker-Stuhlkreise sind am Ende, und das Verdolmetschen von Parteipolitik interessiert Zuschauer so wenig wie Wähler.

Ein Mann namens Nicolas Berggruen hat Karstadt gekauft. Er sagt aber, er verstehe gar nichts vom Warenhausgeschäft.

Kann man weniger davon verstehen als die, die den Laden abgerockt haben? Familie Mohn hat Manager Middelhoff die Tür gewiesen, als er Bertelsmann an der Börse verrubeln wollte. Hat er halt stattdessen Karstadt ruiniert. Dass man heute schon Größtkapitalisten und Rockefellers bejubeln muss als letztes Bollwerk gegen moralfreie Manager, ist auch ein Schlag. Wenn Berggruen viel im www kauft, kennt er Karstadts Probleme.

Wer gewinnt die WM?

Brasilien. Ist leider in der Firma der Tipp mit der geringsten Quote.

Und was machen die Borussen?

"Merkel ruft Schwarz-Gelb zur Ordnung" - "Schwarz-Gelb am Ende" … Es ist vermutlich doch Gott persönlich, der Dortmund auf ewig rot regiert haben will. Klappt.

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1 Kommentar

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  • J
    joHnny

    werter herr küppersbusch,

    ihre wochenzustandsabwertung in ehren...

    ich glaube, noch viel schlechter ist,

    daß merkel und westerwelle n i c h t

    interimsmäßig amtswalten!