Kommentar Widerstand: Ausziehen ist besser als Zündeln
Die von den Zündlern des "Hekla-Empfangskomitees" inszenierte Widerstandsform ist gestrig, undemokratisch und kontraproduktiv.
W iderstand kann man in Flaschen füllen. Flaschen mit brennbarer Füllung, die mit einem Zeitzünder versehen und an Bahnstrecken deponiert werden. Widerstand kann aber auch Gesichter haben. Gesichter, die angesichts der Themen, um die es geht, ziemlich gut gelaunt aussehen. So wie am Samstag vor dem Reichstag.
Beiden Widerstandsformen, die in Berlin zurzeit Anwendung finden, darf man ähnliche Ziele unterstellen: Die Wut der Akteure richtet sich, um es auf einen einfachen Nenner zu bringen, gegen die kapitalistische Wirtschaftsordnung und ihre Auswüchse - seien es Kriege in armen, aber rohstoffreichen Ländern, seien es astronomische Gewinne von Wenigen an den Börsen und die Pespektivlosigkeit der Vielen.
Der Unterschied: Die von den Zündlern des "Hekla-Empfangskomitees" inszenierte Widerstandsform ist gestrig, undemokratisch und kontraproduktiv. Gestrig, weil langsam klar sein dürfte, dass Brandanschläge eine Gesellschaft nicht weiterbringen. Undemokratisch, weil die anonymen Urheber sich herausnehmen, uns mit ihrer vermeintlichen Entschleunigungstaktik zwangsbeglücken zu müssen. Und kontraproduktiv nicht zuletzt, weil der CDU in den laufenden Koalitionsgesprächen nichts gelegener kommt als der Popanz des Linksterrorismus.
Die Tausenden, die sich von der Bewegung haben anstecken lassen, brauchen keine hohle Partisanenmystik, sie halten ihr Gesicht hin und, wie man sieht, auch mehr als das. Vielleicht bringt ihr bunter Protest so schnell keinen um den Schlaf. Aber das kann täuschen. Siehe New York, Madrid und anderswo.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen